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Ab Beginn der Reise erstelle ich jeden Tag einen Tagesbericht samt Fotos, allerdings, nur wenn ich W-Lan zur Verfügung habe.
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 Tagebuch SüdOstAsien

 

Do/Fr, 8./9.Dez.2016, Flug nach Hause.

Ich fliege heute von Denpasar über Jakarta und Singapur nach Kloten.

Zusammenfassung

Veloreise SüdOstAsien von Bangkok bis Bali von Mo, 3.10.2016 bis Fr, 9.12.2016. Velodistanz 5924 km in 68 Tagen, davon 42.5 aktive Velotage, 18 Reise- und Ruhetage sowie etwa 7 Ferientage auf Bali. Durchschnittliche Velodistanz pro aktivem Velotag: 135 km.

Was bleibt in Erinnerung?

Thailand
Jede Menge Wasser, Tropenregen vom intensivsten, über Stunden und Stunden und Stunden. Und Krämpfe in den ersten Tagen. Zum vielen Wasser gesellte sich noch totaler Durchfall. Aber auch traumhafte Südsee auf PhyPhy-Island und idyllische Bungalows am Golf von Siam.

Malaysia
Plötzlich gab es fast nur noch trockene Tage. Dafür so praller Sonnenschein, dass ich mich mit Windjacke samt Kaputze völlig abdeckte und mit der gute alten HimaPasta auf den Lippen durch die unendlichen Monokulturen aus PalmÖl fuhr. Ich wollte nur keinen Sonnenstich mehr wie vor einem Jahr in Mexiko mit Erbrechen am Laufmeter.

Singapur
Was für eine Wohlstandsinsel inmitten einer Landschaft von mausarmen Entwicklungsländern. Und was für ein Beweis, dass mit einem richtigen, marktwirtschaftlich orientierten politischen System geradezu unglaublicher Wohlstand produzierbar ist. Dabei existiert Singapur als von Malaysia unabhängiger Staat erst seit 1964, also seit gut 50 Jahren.

Sumatra (Indonesien)
Ein einziger Schinder. Tageswerte von durchschnittlich 150 km auf dem Velo zehren an der Substanz. Und die Nerven sind wegen mangelnder Unterkünfte äusserst angespannt. Aber entweder ich fahre 150 km oder mehr oder ich schlafe irgendwo in einem Unterstand (sofern es einen solchen hat). Da fuhr ich lieber, auch mal 184 km, von dunkel bis dunkel.

Java (Indonesien)
Nach Java war schon die Überfahrt in einem UraltSchiff mit lediglich 20, von 200 möglichen Lastwagen (und einem Velo) abenteuerlich. Das Hotel in Pamanukan unter einer SchnellstrasseBrücke war es auch. In Rembang waren nach sintflutartigen Regenfällen während der Nacht ganze Strassenzüge kilometerweise bis knietief überflutet. Ich schleppte meine nicht wasserdichten Saccochen buchstäblich durchs Wasser. Stundenlang.

Bali (Indonesien)
Bali war meine erklärte Endstation, die ich allerdings eine Woche vor meinem Fahrplan erreichte. Und das brachte mich ziemlich in Verlegenheit. Da gibt es Legionen von Leuten aus aller Welt (vor allem Australien), die kommen nach Bali, liegen am Strand herum, nehmen pro Woche ein Kilo zu (mindestens) und finden das alles so toll, dass sie nächstes Jahr wiederkommen. Und ich finde das alles nur langweilig und habe keine Ahnung, was ich hier eigentlich soll. Zum Glück hatte ich noch ein Velo.

Meine Jubiläumsreise

Meine zehnte Reise geht zu Ende. Wieder fast 6000 km auf Dauerleistung und neun Wochen allein in der weiten, in einer mir völlig unbekannten Welt. 10 Reisen in weniger als 5 Jahren, 63 Länder und 54'000 km. Und wieder ist nichts Gravierendes passiert, kein Unfall, kein Überfall, kein Diebstahl, keine Querelen mit der Polizei und keine Probleme mit der Gesundheit. Vor allem für letzteres bin ich nach jeder Reise immer wieder unendlich dankbar.

Ich bin auch nach jeder Reise unendlich dankbar dafür, dass ich wieder heimkehren darf: In 'den Schoss meiner Familie', zu meiner Ehefrau Katharina, zu meinen Kindern Roman, Ralf, Alexander und Nina samt deren 'zugewandten Orte' und zu meinen fünf Enkelkindern. Heimkehren zu meinen Freunden und Kollegen. Aber auch heimkehren in mein schönes Haus, mit Blick in die Berge über dem Pfäffikersee, zu meinem Hund und zu den Katzen, heimkehren ins wunderschöne ZürcherOberland, heimkehren ins schönste Land der Welt überhaupt, in die Schweiz --- Ich weiss, ich werde manchmal etwas überschwenglich, aber, keine Angst, einige Wochen nach der Reise normalisiert sich das wieder.

Mi, 7.12.2016, Denpasar 7. Ferien.

Am Morgen ging ich zu Fuss (1.5km) zum Flughafen, um mich nochmals schlau zu machen über die Verpackungs-Möglichkeiten für mein Velo. Und das sah nicht gut aus. Kartons kennen die 'Wrapper' nicht. Also ging ich in die Stadt zurück und suchte alte Kartons. Wie immer stosse ich bei meinen Anfragen nach gebrauchtem Karton auf völliges Unverständnis. In einem Warenhaus allerdings sagte mir ein junger Bursche, ich möge hier warten. Zusammen mit einem Kollegen fuhren sie einen ganzen Einkaufswagen voll altem Karton heran. Ich wählte einige aus. Die Burschen waren sichtlich stolz, dass sie mir helfen konnten. Ich lief dann mit 6 grossen Kartons unter dem Arm 1.5 km in mein Hotel zurück. Als ich den Liftknopf drücken wollte fielen mir alle Kartons auf den Boden. Sofort halfen mir natürlich drei Bedienstete beim Zusammenlesen und fragten sich wohl: Was will denn wohl dieser Velofahrer, der von Bangkok kam (solche Sachen sprechen sich in einem Hotel blitzartig herum) mit diesen Kartons? Ich brachte die Kartons dann auf meinen Balkon. Am Nachmittag machte ich keine grossen Sprünge mehr -- denn eigentlich will ich nur noch nach Hause.

Di, 6.12.2016, Denpasar 6. Ferien.

Es gibt eigentlich nicht mehr viel zu sehen rund um Denpasar, ausser ich mache nochmals Velotouren von über 100 km. Ich stattete also zwei Halbinseln im Osten einen Besuch ab, eine Tour von 34 km, aber dann hatte ich genug und vertiefte mich wieder in die kriminellen Handlungen auf dem Plattenbödeli, dem Krimi 'Doppelbindung' von Walter Burk.

Mo, 5.12.2016, Denpasar 5. Ferien.

Ich zügelte am Morgen an meine neue, viel schönere Bleibe, lediglich 100 m nördlich. Ich hatte einen Divan und einen Balkon. Und ich habe mir vorgenommen, mein Velo heute in der Tiefgarage zu lassen.

Am Ende meiner Südeuropareise im letzten Sommer setzte ich mich in einem Hotel in Chiavenna unaufgefordert zu einem Herrn am Nebentisch. Er trat die ViaSpluga an, die Wanderung über den Splügen nach Thusis. Ich selber bin diese in umgekehrter Richtung schon zweimal gewandert, mit Hund und einmal mit meiner Frau Katharina. Der Herr, Walter Burk, gab sich auch als Autor von KriminalRomanen zu erkennen. Heute also, ich hatte ja in bedrohlichem Ausmass nichts zu tun, lud ich einen seiner Romane von Amazon auf mein iPad. Die Handlung spielt im Alpstein, auf dem Plattenbödeli, wo ich fast jeden Fusstritt kenne. Ich war nur schon deshalb fasziniert und las auf dem Balkon, bis die Batterie leer war. Während dem Laden gab's im offenen Restaurant WeissWein zum Apéro und ein Grill-Buffet. Danach konnte ich weiterlesen. Eine Handlung aus dem Alpstein, schon fast zu Hause.

So, 4.12.2016, Denpasar 4, Ferien.

Heute fing der Tag doch ganz anders an als gestern, kein strömender Regen sondern Sonnenschein. Ich machte mich zeitig aufs Velo, ich habe mir Ubud vorgenommen, 30-35 km nördlich im Landesinnern.

Ubud ist das kulturelle Zentrum von Bali. Ich war allerdings wenig begeistert. Die Kleinstadt ist im Zentrum völlig von Touristen überlaufen und eine solche Konzentration von Souvenierläden habe ich noch gar nie gesehen. Das alles war geradezu penetrant. Und der Palast Puri Salem war gar nicht zugänglich. Auf den Besuch des Affenwaldes verzichtete ich, von den Tieren habe ich unterwegs genügend gesehen. Hingegen fuhr ich noch einen Umweg zum Höhlentempel Goa Gajah, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Zum Glück war der Zusatzweg nur etwa 10 oder 15 km, sonst hätte ich gesagt, für so eine Kleinigkeit war es der Aufwand nicht wert. Überhaupt nicht. Ausser man werte kulturelle Werte ins Unermessliche. Da war das Nächste, das kam, anfänglich zwar viel unangenehmer, aber umso interessanter.

Ich verliess gerade den Höhlentempel, als es zu regnen anfing. Aber wie! Während etwa 45 Minuten konnte ich fast nichts mehr sehen. Der Regen bildete eine Wand und die Strasse war zum grössten Teil derart überschwemmt, dass kein Loch, kein Riss in der Strasse, schlicht gar nichts mehr auszumachen war. Jede geschotterte Seitenstrasse brachte ganze Sand-und Kiesbänke auf die Hauptstrasse, nur auch diese sah ich nicht. Dabei gibt es für Velofahrer nichts Schlimmeres als Sandbänke. Da schmiert jedes Rad ab. Zum Glück waren alle Verkehrsteilnehmer auf der defensiven Seite, es passierte nichts. Die Bäche daneben schwollen dramatisch an und schwemmten den darin entsorgten Müll erfolgreich weiter Richtung Meer. Solche Regenmengen gibt es bei uns nie. In Wetzikon wäre ich blitzartig zum KemptnerBach gerannt, um zu sehen, wann dieser über die Ufer tritt. Plötzlich hörte die Schwemme auf und 5 Minuten später fuhr ich auf trockener Strasse, hier hat es gar nicht geregnet. Bis zu meinem Hotel war ich fast wieder trocken.

Ich wollte meinen Aufenthalt nochmals um drei Tage bis Donnerstag, dem Tag meiner Abreise verlängern. Das ging zwar, aber die Lady erhöhte mir den Preis auf sFr 73.--. Solche Spielchen akzeptiere ich nie. Ich ging nochmals ins Nachbarhotel, wo mir vor Tagen sFr 150.-- geboten wurde, begann zu feilschen und wohne ab morgen für sFr 75.-- in diesem, mehrere
QualitätsStufen höher. Man sollte einfach nie zu faul sein zu feilschen.

Sa, 3.12.2016, Denpasar 3, Ferien.

Heute war ein trister Tag. Es regnete fast durchgehend. Trotzdem fuhr ich eine 50 km Fahrt an die Südspitze von Bali, nach Nusa Dua. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Kuta kann doch die Schönheit Balis nicht repräsentieren. Ich musste an einem Pförtner vorbei, kam dann durch eine riesige, sehr gepflegte Parkanlage zu den grossen Hotelanlagen -- und nicht mehr weiter. Nur durch einen sehr schmalen Weg für Bedienstete mit ihren Scootern gelangte ich an den Strand. Leute wie ich sind hier überhaupt nicht vorgesehen. Der Strand ist vom Feinsten. Alles von höchster Qualität. Allerdings gehört der ausschliesslich den grossen Hotels. Mittlerweile hat der Regen kurz aufgehört, zaghaft zeigte sich etwas blauer Himmel und auch die Hotelgäste trauten sich in die vielen Strandrestaurants. Die haben aber durchgehend Schweizer Preisniveau. Kaum war ich wieder ausserhalb der kilometerlangen Hotelstrände fing die Schütterei wieder an. Der Flughafen ist keine zwei Kilometer von meinem Hotel entfernt und ich nahm schon mal einen Augenschein. Ich wollte vor allem wissen, wie ich mein Velo verpacken kann. Na ja, werd ich schon hinkriegen. Triefend kam ich in mein Hotel und da ich nichts Gescheiteres zu tun hatte buchte ich eine 90-minütige Ganzkörpermassage. Ich sehe zwar keinen Nutzen darin (man muss sich nachher nur wieder das MassageÖl abduschen) aber man könnte sich tatsächlich daran gewöhnen.

Fr, 2.12.2016, Denpasar 2, Ferien.

Heute machte ich eine 40 km-Runde entlang der Küste, um mir ein Bild der Geographie der TouristenHotspots zu machen. Es gibt natürlich jede erdenkliche Menge Hotels. Die meisten gross und schön aber 95% ohne MeerZugang und sehr viele an völlig unmöglichen Orten. Wenn man drin ist, ist es schön, rundherum hat es aber gar nichts. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer schöneren Unterkunft, fand dann aber schnell heraus, dass die nächst höhere Stufe dreimal so viel kostet. So kehrte ich wieder zurück und verlängerte mein Hotel um weitere zwei Tage. Mitten im Rummel zwar, aber mit einem absolut ruhigen Zimmer (gibt es fast nie, irgend ein Motor brummt immer). Meeranschluss habe ich auch keinen, da ich aber ohnehin kein Strandhocker bin ist das verschmerzbar. Hingegen ging ich auf's Nobelste dinieren. Im grössten und wohl teuersten Hotel von Kuta (gleich neben meiner 'etwas billigeren' Absteige) konnte man teilhaben am sensationellen Seafood-Buffet in feinster Ambiance, für lediglich 25 Franken (ohne Getränke, versteht sich). Und alles natürlich mit LiveShow. Das kulinarische HighLight der letzten neun Wochen.

Do, 1.12.2016, Denpasar. Candidasa, Lebi, Denpasar (Kuta), 72 km. Wetter: Schön, Nachmittag Regen, 30°. Hotel GreenGarden, sFr 55.--.

Noch etwas zu gestern. Auf dem kurzen Weg zu meinem schönen Bungalow im 'Jungle' roch es sehr intensiv und wunderbar nach Blumen. Das war ein geradezu erhebendes Erlebnis (ich lief immer wieder hin und her), denn auf allen Reisen durch asiatische Länder nimmt man über weiteste Distanzen vor allem den Geruch von Abfall wahr, von Bangkok bis Bali, aber auch von Islamabad bis Madurai, von China ganz zu Schweigen und durch Zentralamerika ist es nicht viel besser. In Kalabrien übrigens auch nicht. Zum Glück ist mein Riechorgan nicht überempfindlich, weshalb ich mich wundere, dass ich den Geruch der Blumen überhaupt wahrgenommen habe.

Die letzten paar Kilometer schaffte ich in Rekordzeit. Ich dachte, ich hätte Flügel. Ich fuhr dann um Denpasar herum an den Strand, nach Kutu (gehört glaube ich zu Denpasar), fragte mich bei drei Hotels durch und landete so über 200, 100 auf 55 Franken. Ich habe mich für zwei Nächte eingeschrieben. Ich bin in einem richtigen Rummelgebiet. Essen kann man alles und überall. Aber mir reicht ja ein SushiRestaurant und alle weiteren Fragen betreffend Essen erübrigen sich. Und -- ich bin ja soetwas von zufrieden.

Mi, 30.11.2016, Candidasa. Lovina, Kertabuana, Amlapura, Candidasa, 107 km. Wetter: Milchig schön, leichter Regen, 30°. Hotel Watergarden, sFr 55.--.

Ich fuhr lange Zeit entlang der Küste, dann aber über einen 300 Hm-Pass am Fuss des Mount Agung, dem mit 3142 müM höchsten Vulkan auf Bali und durch wunderschöne ReisTerassen und KokosPalmen-Wälder. Eigentlich wollte ich bis Denpasar durchfahren, besann mich dann aber auf meine vorige Zeit und suchte in Candidasa an der Küste eine Unterkunft. Jede Menge BungalowSiedlungen von lausig bis 100 Franken. Aber die Suche lohnte sich. Zwar steigen die Preise, die Qualität aber auch. Und so fand ich mich in einem wunderschönen Bungalow, komplett wasserumflossen und vollständig im Grünen und mit sechs !! Bier im Kühlschrank. Morgen werde ich in meinem Endziel, in Denpasar, der Hauptstadt Balis ankommen.

Di, 29.11.2016, Lovina. Banyuwangi, Fähre nach Bali, Lovina, 101 km. Wetter: Ganzer Tag schön, ab 16 Uhr GewitterRegen, 30°. Hotel Kubu Beach, sFr 31.--.

Ich muss seit Tagen nicht mehr pressieren, um gegen Abend eine Unterkunft zu kriegen. Auch heute morgen machte ich es mir in meinem schönen Hotel ausgesprochen gemütlich. Die hundert Kilometer bis an den nördlichen TouristikHotspot schaffe ich locker und ich habe die Gewissheit unter den hundert Hotels ein gutes zu finden. Sehr beruhigend. Dachte ich wenigstens.

Ich startete ausserdem wie schon gestern bei schönem Wetter, wobei heute auch die VulkanBerge sichtbar sind. Der Fährbetrieb zur Insel Bali geht rund um die Uhr, der Fahrpreis für VeloFahrer beträgt 55 Rappen und die Überfahrt dauert ca. eine Stunde.

Auf Bali wird's sofort sauberer. Zwar gibt es auch hier ab und zu eine wilde Deponie, aber die Strassenränder sind fast durchgehend sauber. Ein frappanter Unterschied. Und nun zu den Hotels. Von diesen hat es tatsächlich viele, aber die meisten liegen einige hundert Meter entfernt von der Hauptstrasse Richtung Meer. Auf geradezu fürchterlichen Feldwegen. Die meisten Hotels sind unbrauchbar. Da fragte ich zwei deutsche Touristinnen, wo sie denn wohnen. Wieder so ein lausiger Feldweg, aber das Haus war in Ordnung, mit genau vier Gästen. Eigentlich wollte ich hier zwei Tage bleiben um den Norden der Insel mit dem Velo zu erkunden. Ich werde aber morgen meine Reise in Denpasar, der Hauptstadt von Bali beenden und dann schauen, wie ich die letzte Woche auf Bali, möglichst aktiv verbringen kann, denn zum Herumliegen eigne ich mich überhaupt nicht.

Mo, 28.11.2016, Banyuwangi. Situbondo, Kapongan, Banyuputih, Banyuwangi, 103 km. Wetter: Schön, 30-35°. Hotel Ketapang Indah, sFr 28.--.

Für etwa 30 km überquerte ich einen langezogenen Pass (zum Glück hatte ich wieder alle Gänge), durch dichten Wald und kaum bewohnte Gegend (auf Java sehr ungewohnt), mit wenig Verkehr aber dafür Horden von Affen. Ein sehr schöner Landstrich. Auf jeder Reise bringe ich es einmal fertig, in einem kleinen Laden ein Gütterli zu kaufen und dann in die falsche Richtung zu fahren, wieder zurück also. Auch wenn ich die Sonne sehe kann das passieren, vor allem um die Mittagszeit über dem Äquator. Da ist die Sonne haargenau über mir. Da die Distanzen sowieso kürzer werden vertrage ich den Umweg allerdings.

Morgen werde ich per Fähre nach Bali übersetzen, ich komme meinem Endziel näher.

So, 27.11.2016, Situbondo. Probolinggo, Kraksan, Besuki, Situbondo, 104 km. Wetter: Schön, 30-35°. Hotel Rosali, sFr 19.--.

Die Landschaft bestand wieder aus Reis ohne Ende. Dahinter thronten die Vulkanberge im Nebel mit Höhen von 3000 müM. Ich fuhr vielfach in Sichtweite des Meeres mit vielen touristischen Einrichtungen für Einheimische. Ich trank eine Cola, als mich zwei ca 15Jährige ansprachen. Sie müssten für die Schule Interviews machen mit Fremden. Aber eben, für eine solche Aufgabe reichte deren Englisch bei Weitem nicht. Es war trotzdem sehr sympathisch.

Plötzlich kam ich an ganz speziellen Hafenanlagen und riesigen Industrieanlagen mit sehr grossen Kaminen vorbei. Auf dem Meer warteten SuperSchiffe mit Bergen von Kohle überladen. Die Kohlehalden an Land waren 20 Fussballfelder gross oder noch viel mehr. Die IndustrieAnlagen bestanden aus sechs KraftwerksBlöcken zur Stromerzeugung. Die abgehenden HochspannungsLeitungen zeugten davon. Die gesamte Anlage war keine 10 Jahre alt. Der Rauch aus den Kaminen war ziemlich sauber, der CO-2-Ausstoss trotzdem unvorstellbar. Australien liegt ja auch gleich daneben. Da relativieren sich unsere Anstrengungen betreffend sauberer Energie gewaltig. Hier geht die Post ab und das noch für Jahrzehnte.

Die TöffFahrer sind ohnehin nicht gerade meine Freunde. Was ich aber heute zweimal erlebt habe schlägt alles bisher Erlebte. Da brausen mir zwei Polizisten mit HochGeschwindigkeit, Superblaulicht und voll aufgedrehten Cis-Gis-Horn direkt entgegen. Der Eine auf meiner Spur!! Dahinter eine Horde Rocker mit ihren Harleys und zum Abschluss nachmals zwei Polizisten als Abschluss. Staatlich geförderte Idiotie.

In der Stadt Situbondo wurde ich Zeuge einer traditionellen Trauung. Trotzdem ich mich nicht alles getraut habe gab's einige Fotos.

Sa, 26.11.2016, Probolinggo. Surabaya, Sidoaryo, Bangil, Pasuruan, Probolinggo, 126 km. Wetter: Schön, 30-35°. Hotel Ratna, sFr 17.--.

Aus Surabayo fuhr ich wieder etwa 40 km durch zusammengebaute Städte und Dörfer mit grossem Verkehr. Heute ist Samstag und die TöffFahrer sind hordenweise unterwegs mit ihren grossen Maschinen, die einem Riesenlärm vollführen. In diesem Gewirr beachte ich es wieder einmal fertig, in die falsche Richtung zu fahren, was mir eine ZusatzSchlaufe von etwa 20 km bescherte.

In Probolinggo war plötzlich die wohl einzige RenomierStrasse für jeglichen Verkehr gesperrt. Ich fand später ein Hotel, genau an dieser Strasse. Es war eine grosse Bühne aufgestellt und gegen 19 Uhr pilgerten Hunderte, später wohl Tausende zum islam-religiösen Anlass. Es wird ein lauter Abend werden, die Lautsprecher sind gigantisch.

Fr, 25.11.2016, Surabaya. Tuban, Paciran, Gresik, Surabaya, 114 km. Wetter: Milchig, am Abend Regen, 30°. Hotel 88, sFr 30.--.

Obwohl heute den ganzen Tag Regen angesagt war kam ich trocken bis Surabaya. Erst gegen Abend kam der Regen. Im Gegensatz zu gestern wurde heute das Gelände hügelig und ich hätte mit nur zwei Gängen keine Chance gehabt. Ich wäre kilometerweise gelaufen. Aber eben, ich bin ja wieder mit jeder Menge Gänge ausgerüstet.

Das erste Mal auf allen meinen Reisen kam ich durch eine Stadt, Gresik, deren Luft aufgrund grosser IndustrieKomplexe katastrophal verschmutzt war. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, hier zu wohnen. Dabei habe ich trotz mehrmaligem Fragen nicht herausgefunden, was in den Fabriken produziert wird. Nichts ist angeschrieben, man sieht nur riesige Hallen und grosse rauchende Schlote. Zum Glück wurde es in der GrossStadt Surabaya trotz riesigem Verkehr besser.

Ich war auf dem Weg zu einem Imbiss, als es zu regnen anfing. Da ich bei einem Einkaufszentrum vorbeikam flüchtete ich in dessen Mall und blieb dort eine Weile. Ein RiesenZentrum, mit Sicherheit GlattZentrum mal fünf wenn nicht mal zehn und alles auf acht Stockwerken. Ich kam natürlich an einem völlig andern Ort heraus und verdankte meinem Navi, dass ich mein Hotel wiederfand.

Heute habe ich den 5000-sten Kilometer durchfahren.

Do, 24.11.2016, Tuban. Rembang, Lasem, Bancar, Tuban, 110 km. Wetter: Milchig, teils sonnig, 30°. Hotel Tuban Tropis, sFr 57.--.

Nach 20 km funktionierte die hintere Schaltung nicht mehr und die Kette verklemmte fürchterlich. Nachdem ich endlich das Hinterrad mit viel Murks aus der Kette gelöst hatte ging ich dem Schaden nach und merkte sofort: Dieses Problem werde ich in Indonesien nicht beheben können. Im Schaltelement am Lenker ist ist etwas abgebrochen. Ich öffnete dieses bis mir eine Spiralfeder ins Gesicht sprang, die ich nie mehr werde einfügen können. Zum Glück bin ich hinten im höchsten Gang und so fand ich mich damit ab, dass ich ab sofort nur noch drei Gänge hatte. Aber da die Kette im kleinsten vorderen Zahnrad dauernd übersprang hatte ich nur noch zwei Gänge. Solang das Gelände eben bleibt geht das. Also fuhr ich weiter.

Da ich meistens nahe am Meer fuhr begegnetet ich allem, war mit der Fischei zu tun hatte: Jede Menge Fischerboote im seichten Wasser, grosse FischTrocknungsAnlagen, FischereiGrosshandel, FischMärkte, Schrimps-ZuchtAnlagen usw. und überall werden die entsprechenden Gerüche gratis mitgeliefert.

Trotzdem ich der Überzeugung war, dass hier kein Velomech ein solches Schaltelement hat fragte ich mich in Tuban nach einem VeloGeschäft durch. Beim zweiten schaute ein junger Bursche das Element an, nickte und verschwand. Danach kam er mit zwei kompletten Elementen zurück, das eine für den hinteren, das andere für den vorderen Wechsel. Ich traute meinen Augen nicht. Nach einer Stunde waren beide SchaltElemente ausgewechselt. Die alten haben ja tatsächlich 53'000 km gehalten. Die neuen werden also wieder -- na ja, das sehen wir ja dann. Einmal mehr war ich froh, ein NullAchtFünfzehn-Velo gekauft zu haben, ohne jeden SchnickSchnack. Gekostet hat die Angelegenheit 45 Franken. Bei Markus Merkli wären es mehr gewesen.

Mit dieser SchaltGeschichte habe ich ziemlich viel Zeit verloren und als ich dann noch bei einem schönen, allerdings auch teuren Hotel vorbeikam, blieb ich in der Stadt. Und eigentlich geniesse ich es, nicht, wie in Sumatra, dauernd 150 oder 160 km fahren zu müssen, bis endlich wieder eine Unterkunft auftaucht. 110 km sind ganz in Ordnung.

Mi, 23.11.2016, Rembang. Ruhetag. Wetter: Milchig, trocken, 30°.

Da ich viel zu früh in Bali ankommen werde suchte ich ein Reisebüro auf, um meine Flugdaten vorzuverschieben. Das ging hier in der Provinz natürlich nicht und ich zweifle, ob das überhaupt geht.

Wie üblich an Ruhetagen erkunde ich meine Umgebung zu Fuss. Es gab eine 'StrandPromenade' entlang des Meeres samt einem Schwimmbad. Beides war nicht sehr 'anmächelig'. Zuhinterst gab's einen 'VogelZoo' mit Grossvögeln in engen Käfigen. Hat mir auch nicht gefallen. Dann ging ich aber auch durch viele, enge Gässchen. Die einstöckigen Häuschen sind sehr sauber, alles ist aufgeräumt, auch die überall einsehbaren Wohnräume. Daneben fliesst allerdings die offene Kanalisation, die Mülldeponie ist vielfach gleich daneben und die Müllkippe Meer etwas weiter vorne. Im Fischerhafen werden sehr grosse Mengen Fisch umgeschlagen.

Gleich gegenüber dem Hotel gibt es einen grossen Platz. Darum herum sind abends über 50 StrassenKüchen aufgestellt. Die Gäste essen auf Decken. Ein eindrückliches Bild. Im HotelRestaurant traf ich mehrere Deutsche, die für Krupp in der Nähe ein Zementwerk montieren. Dabei könne schon das vor 2 Jahren gebaute Werk keinen Zement verkaufen -- wegen totaler Überkapazität.

Di, 22.11.2016, Rembang. Semarang, Kudus, Pati, Rembang, 121 km. Wetter: Bedeckt aber trocken, 25-30°. Hotel Fave, sFr 32.-- .

Während der Nacht hat es stark geregnet, so stark, dass ganze Strassenzüge unter Wasser standen. Ich fuhr oder watete mit all den Lastwagen, Autos und Töfflis kilometerweise in 30 cm Wassertiefe. Immer äusserst vorsichtig, denn die grossen Löcher in der Strasse sieht man nicht. Über eine grosse Strassenkreuzung lag das Wasser knietief und ich schleppte meine Saccochen durch das Wasser, im Wissen, dass diese nicht dicht sind. Ich werde am Abend wieder alles trocknen können.

So gegen Ende der Reise bin ich nicht mehr so mutig wie am Anfang. In Rembang sah ich ein gutes Hotel und stieg ab, obwohl ich noch locker 30 km hätte fahren können. Aber die UnterkunftsSituation erschien mir zu unsicher. Ich räumte meine durch das Wasser gezogenen Saccochen leer und hing die nassen 'unteren Lagen' des Inhaltes zum Trocknen auf.

Rembang Indonesien

Mo, 21.11.2016, Semarang. Pekalongan, Weleri, Kendal, Semarang, 107 km. Wetter: Milchig, kaum Sonne, 30°. Hotel IbisBudget, sFr 22.--.

Pekalongan preist sich als 'World of Batik'. Überall gibt es Fabriken und dem Baustil nach zu urteilen geht es denen gut. Ich kam erstmals seit Langem wieder einmal durch hügeliges Land und fuhr, neu in Indonesien, lange auf einer neuen Strasse mit 2m Seitenstreifen. Direkt eine Wohltat, nicht mehr über 50 % der Konzentration dem Verkehr widmen zu müssen. In der GrossStadt Semarang übernachte ich neben einem sehr grossen EinkaufsZentrum mit RiesenMall und frage mich, was wohl die mausarmen Bewohner aus den einfachen Dörfern denken mögen ob all diesem Luxus.

So, 20.11.2016, Pekalongan. Cirebon, Brebes, Tegal, Pekalongan, 144 km. Wetter: Leicht bewölkt, 30°. Hotel Santika, sFr 35.--.

Auf Sumatra fuhr ich durch endlose PalmölKulturen, hier durch ebenso endlose ReisKulturen, das heisst, wenn die Strasse nicht kilometerlang mit Häusern gesäumt ist, durch die sich der nach wie vor starke Verkehr wälzt. Einige Male passierte ich religiöse oder traditionelle Feste, auch in Zelten, die kurzerhand in die Strasse hinaus gebaut sind und den Verkehr massiv behindern. Das scheint aber niemanden zu stören.

Meistens bin ich ja froh, wenn ich eine sehr einfache Unterkunft finde und dann komme ich an Orte, da stehen schöne Hotels gleich reihenweise. Bei einem sah ich heute den Preis und wollte mich schon umdrehen und wieder gehen. Dann fing ich mit PokerFace an zu markten. Wir einigten uns dann auf der Hälfte. Ein sehr guter Deal.

Da es kein Schiff gab fuhr ich ab Singapur nicht nach Medan im NordWesten von Sumatra sondern nach Dumai, etwa im Zentrum. Dadurch verkürzte sich meine Reise um etwa 500 km. Und deshalb werde ich eine Woche zu früh auf Bali ankommen. Ich muss mich dann irgendwie beschäftigen. Diese Probleme hatte ich die letzten sieben Wochen nie.

Sa, 19.11.2016, Cirebon. Pamanukan, Eretan, Indramayu, Karangampel, Cirebon, 135 km. Wetter: Leicht bewölkt, 30°. Hotel Uma, sFr 19.--.

Das Hotelzimmer ohne Fenster bescherte mir die ruhigste Nacht der Reise, trotz der Strassen auf zwei Ebenen direkt neben und über dem Hotel. Java ist viel stärker bevölkert als das viel grössere Sumatra. Der Verkehr ist entsprechend intensiv und ich sehne mich manchmal nach Thailand zurück, respektive zu dessen Strassen mit fast durchgehendem SeitenStreifen von 2 m. Das gab's in Indonesien nie. Und so besteht das Velofahren hier aus dauerndem Abwägen der VerkehrsSituationen vor und hinter mir (Rückspiegel). Ziemlich stressig. Nach etwa 50 km entschied ich mich für die längere Strasse entlang der Küste mit viel weniger Verkehr und wieder durch grossflächiges, ebenes Reisland

In vielen Dörfern werden vor den Moscheen die Strassen verengt und Freiwillige sammeln mit Fäumern Geld ein. Heute nun eine weitere Variante. Die Autofahrer werfen ihren Obolus nicht in den Fäumer, sondern auf die Strasse. Entlang der Strasse hocken vielleicht 30 Personen mit Besen und wischen die (wenigen) Nötchen zusammen. Nicht sehr effizient, aber heute ist ja Samstag. Aber trotz Samstag, es ist nicht schulfrei. Überall sah ich die Klassen in der Turnstunde. Und wenn ich auftauchte und ein Foto machen wollte war die gesamte Disziplin im Eimer. Im Gegensatz zu gestern fand ich in der grossen Stadt ein gutes Hotel mit Fenster, sogar noch billiger als das gestrige.

Fr, 18.11.2016, Pamanukan. Jakarta, Bekasi, Karawang, Cikambek, Pamanukan, 153 km. Wetter: wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel Paris, sFr 23.--.

Ich kam sehr gut aus der 10 Millionen-Stadt heraus, wobei während etwa 80 km sich eine Gemeinde und eine Stadt nach der andern aneinanderreihten. Erst danach führ ich durch sehr ausgedehnte Reisfelder, die manchmal von Horizont zu Horizont reichten. Das sagt auch, dass die Gegend absolut eben ist.

Mitten in Pamanukan, die Hauptstrasse über eine Brücke neben und über mir, quartierte ich in einem sehr einfachen Hotel ein. Ein Fenster gab's nicht, so dass ich auch keinen Lärm hörte und da ich ohnehin am Morgen bei Dunkelheit aufstehe hätte ich sowieso nichts gesehen. Rund um mich herum bräteln Dutzende von StrassenKüchen irgend etwas zum Essen, alle Läden sind noch offen, das MenschenGedränge ist, zusammen mit dem TöffliVerkehr beängstigend, die gesamte Bausubstanz ist verherend und dreckig ist auch alles. Ich fand aber tatsächlich eine Bude mit echten Sitzplätzen, wo ich etwas zu essen kriegte, zusammen mit einem Eistee - für sFr 1.70. Man kann natürlich nicht immer alles haben. Da ich tatsächlich WiFi zur Verfügen hatte verbrachte ich den Abend im Zimmer mit der NZZ auf dem iPad. 

Do, 17.11.2016, Jakarta, Ruhetag. Wetter: Wechselnd bewölkt, 30°

Nach einem gemütlichen Morgenessen startete ich Richtung Stadtzentrum zwischen einer 6-spurigen StadtStrasse und einem kanalisierten Fluss, der wohl eher der konzentrierte Abflusskanal aller ungereinigten Abwässer Jakartas ist. Nach einer Stunde merkte ich, dass ich gehenderweise wohl nirgends hinkomme und mietete ein TuckTuck. Dies fuhr mich zum NationalMonument im imposanten Zentrum der Stadt. In der Mitte ein grosser Turm, in dessen Untergeschoss die Geschichte Indonesiens, darum herum ein gepflästerter Platz mit einer Aufnahmekapazität von HundertTausenden und nochmals darum herum eine riesige Parkanlage.

Vor allem die mit etwa 30-40 dreidimensionalen Darstellungen und auch auf englisch beschriebenen Stationen der indonesischen Geschichte sind schlicht ein Hammer. Ich habe wohl noch nie eine derart illustrative GeschichtsStunde erlebt. Auf dem grossen Platz hat vor etwa zwei Wochen eine Demonstration von etwa 50'000 Muslimen gegen den chinesischstämmigen und christlichen Stadtpräsidenten stattgefunden.

Danach kaufte ich mir neue offene Sandalen (die alten aus Bangkok sind vom vielen Regen auseinandergefallen) und ein Flugbillet von Denpasar auf Bali nach Jakarta, denn mit einem Schiff hätte ich für die 1200 km wohl mehrere Tage. Morgen starte ich durch Java.

Mi, 16.11.2016, Jakarta (Java). Fähre. Wetter: Schön, 30°. Hotel Ibis, sFr 45.--

Ich habe mich geirrt: Es gab keine Fähre ab Bukit Lampong und ich machte mich somit auf den Weg nach ganz im Süden von Sumatra, von wo die Fähren ablegen sollten. Schon bald kam ich an einen Hafen, von wo eine EisenbahnFähre nach Jakarta ablegen sollte. Als ich aber das Bahngeleise sah wusste ich, da ist seit 30 Jahren sicher kein Zug mehr gefahren. Ein Autofahrer hielt an und ich fragte ihn, ob es hier ein Schiff nach Jakarta gäbe. Ja, ich solle ihm folgen. Und tatsächlich, ein Riesenschiff lag im Hafen. Ich wollte die Kontrollstelle passieren. Da ich kein Ticket hatte fuhr mich ein Kontrolleur auf seinem Moped einen km zurück zu einem Schalter und da ich kaum Rupien hatte nochmals einen km zurück zu einem ATM, wo ich wieder Bargeld 'tankte'. Mit dem Ticket à sFr 7.-- konnte ich das Schiff befahren. Ein RiesenUraltDing und es transportierte ausschliesslich Lastwagen -- und ein Velo. Mir schwante Ungutes. Ich wurde allerdings positiv überrascht. Mit einem Aufpreis von sFr 30.-- (nicht gerade billig) erhielt ich eine 1.Klasse Kabine zur Alleinbenützung mit Bett und Brünneli. Um 10 Uhr wurde das Schiff durch zwei Schlepper aus dem Hafen gezogen und so verbrachte ich die Fahrt abwechslungsweise in der Kabine und auf Deck. Die Fahrt dauerte bis abends um 9 Uhr. Das Schiff konnte nur geradeausfahren. Auch für die Einfahrt waren Schlepper nötig und es dauerte eine Ewigkeit. Dass sich die Fahrt gelohnt hat bezweifle ich, war der Kahn doch nur mit ca 20 Lastwagen beladen bei einer Kapazität von mindestens 200.

Per Navi suchte ich nach Hotels. Die lagen allerdings 15 km entfernt vom Hafen, es war dunkel und es regnete. Trotz dieser NoGo-Situation fuhr ich mit meiner spärlichen VeloBeleuchtung und der Stirnlampe. Da die Strassen recht gut und auch genügend beleuchtet waren gelangte ich recht sicher ins Zentrum, wo ich in einem Ibis für zwei Nächte bleiben werde.

Di, 25.11.2016, Bukit Lampung. Bukit Kemuning, Bukit Lampong, 160 km. Wetter: Bewölkt, meist trocken, 30°. Hotel Grand Anugerah, sFr 42.--.

Bei Nebel und Nieselregen startete ich frohen Mutes auf meine letzte Etappe auf Sumatra. Heute würde ich in einem guten Hotel in einem schönen Zimmer absteigen. Die Gegend hier im Süden scheint deutlich wohlhabender zu sein, die Häuser sind solider gebaut und besser gepflegt. Dafür wurde der Verkehr, vor allem auf den letzten 80 km verhehrend. Morgen werde ich versuchen, mit einer Fähre nach Jakarta auf Java zu kommen. 

Mo, 14.11.2016, Bukit Kemuning. Baturaja, Martapura, Negeribatim, Bukit Kemuning, 132 km. Wetter: Bewölkt, am Morgen früh und am Nachmittag Regen, 30°. Hotel ??, sFr 15.--

Ich startete im Regen, der allerdings schon bald aufhörte. Vor Martapura war ich dabei, einen der Schmalspur-Kohlezüge zu fotografieren als mich ein Herr ansprach. Er sei EnglischLehrer und würde mir gerne seine Schule zeigen. Schon bei der Einfahrt ins Schulareal wurde ich von einer Turnklasse jubelnd empfangen. Ich wurde dem Direktionsbüro vorgestellt und danach seinen Lehrerkollegen, wohl im Lehrerzimmer in der grossen Pause. Er bat mich, lange Hosen anzuziehen und in den Klassen 'some wise things' zu sagen und so wurde ich acht!! Schulklassen vorgestellt. Davon, dass alle Schüler etwas englisch konnten habe ich allerdings nicht viel gemerkt. Trotzdem versuchte ich, mich mit ihnen zu unterhalten, was mit etwas Übersetzungshilfe des Lehrers funktionierte. Ich übertreibe nicht, aber ich wurde bejubelt wie ein Popstar - in jeder Klasse neu. Von zwei Klassen machte der SchulFotograf Bilder: Für den nächsten Schulkalender, wie er betonte. Auf dem Schulplatz übte sich eine Klasse mit Liegestützen, inklusive der Mädchen mit den langen Kleidern. Nach etwa zwei Stunden konnte ich mich endlich lösen und weiterfahren.

Etwa zwei Stunden fuhr ich durch strömenden Regen, bevor ich ein sehr einfaches Hotel fand (wieder einmal eine Halbhöhle). Heute habe ich meinen 4000-sten Kilometer durchfahren.

So, 13.11.2016, Baturaja. Lahar, Muaraenim, Baturaja, 159 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, fast trocken, 30°. Hotel Grand Kimuning, sFs 15.--.

Die Hauptstrasse führt mit einer grossen Schlaufe von etwa 40 km nach Norden. Als ich allerdings die Abzweigung für eine wesentlich kürzere Route sah folgte ich der Hauptstrasse. Von wegen Hauptstrasse: Schon nach einem Kilometer führte die Strasse durch eine Unterführung, die wegen bauchtiefer Überschwemmung gesperrt war. Auch später war die Strasse manchmal fast nicht passierbar, vor allem die Lastwagen hatten grosse Probleme. Ich fuhr fast immer parallel zu einem grossen Flusslauf. Ich kam durch liebliche, terrassierte Reislandschaften, stoppte immer wieder bei muslimischen SonntagsFesten (Stühle bis hinaus auf die Strasse, samt den entsprechenden Staus), öffentlichen Darbietungen von Frauen-Gesangs- und Trommlergruppen sowie einer KampfSportVeranstaltung von Buben. Hier im Süden Sumatras gibt es einen ganz neuen HauStil: Recht grosse, ausladende Holzhäuser. In Baturaja fand ich schnell ein Hotel, aber eben, die Stadt ist wieder 160 km von der gestrigen entfernt. 

Sa, 12.11.2016, Lahat. LubukLinggau, Tebibtinggi, Lahat. 186 km. Wetter: Leicht bewölkt, ab Nachmittag Regen, 30°. Hotel Grand Zuri, sFr 42.--.

Gut erholt nach dem gestrigen Ruhetag entschied ich mich für die kürzere Strecke, die mir mein Navi vorschlug. Ich hatte zwar schon am Anfang ein mulmiges Gefühl, aber ich legte mal los. Nach etwa 20 km kam die erwartete Anweisung: Links abbiegen. Schön -- direkt in eine grosse MüllDeponie! Und damit wusste ich, ich musste wieder umkehren und es würde nochmals ein sehr langer Tag werden.

Die Strasse wurde immer schlechter und 5 km vor Lahat ging die Hauptstrasse nach links. Ich fragte an der Kreuzung nach einem Hotel. Ein junges Päärchen schickte mich auf die Hauptstrasse, nicht nach Lahat abseits der Hauptstrasse. Nach etwa 10 km käme ein grosses Hotel. Ich war ausserordentlich skeptisch, denn nach 10 km ist Nacht. Trotzdem folgte ich ihrem Rat. Ich fuhr weiter, wie schon den ganzen Tag, durch eine sehr hügelige Landschaft, eine Berg-und-TalFahrt sondergleichen und über eine weiter sich verschlechternde Strasse. Ich fragte einen Mopedfahrer nach dem ominösen Hotel. Der bestätigte mir dessen Existenz und begleitete mich. Beruhigend. Später fragte ich einen zweiten Mopedfahrer und auch der tönte positiv und auch er begleitete mich. Noch beruhigender. Es hatte keine Häuser mehr und die Strasse war zeitweise ein reines Bachbett. (Ich war immer noch auf der TransSumatraHighway). Und da es schon seit Stunden regnete waren alle Löcher mit Wasser gefüllt, ich wusste also nie, wie tief sie waren. Die Nacht brach an. Aber ziemlich genau nach 10 km, um 6 Uhr und bei 70 %-iger Dunkelheit tauchte es auf. Das grösste und beste Hotel meiner ganzen Reise ausser in Singapur -- und das mitten in der Pampa. Ich bezahlte meine Begleiter fürstlich und checkte ein. Ich konnte mich einklinken in das grosse Buffet eines ziemlich gut betuchten muslimischen Familienfestes. Aber sonst machte ich keine grossen Sprünge mehr. 

Fr, 11.11.2016, LubukLinggau. Ruhetag. Wetter: Am Morgen leicht bewölkt, ab Mittag Regen, 30°.

Von wegen Ruhetag. Kurz nach meinem Morgenessen stand mein gestriger Velofreund auf der Matte und wir machten eine kleine VeloTour zu einem Wasserfall in der Nähe bis gegen Mittag. Dann trennten wir uns. Ich verbrachte den Nachmittag mit Berichte schreiben und mit der Planung der Rest der Reise während es ausserhalb des offenen HotelRestaurants immer wieder regnete. Zum Nachtessen genehmigte ich mir nochmals ein Bier, es wird für einige Tage das letzte sein. 

Do, 10.11.2016, LubuKlinggau. Sarolangun, MuaraRupit, LubuKlinggau, 146 km. Wetter: wechselnd bewölkt, am Abend Regen (am Schärmen) , 30°. Hotel Burza, sFr 31.--.

Es gibt auch heute nicht viel zu berichten, ausser, dass ich in meiner ZielStadt von zwei jungen Typen abgefangen wurde. Sie kriegten gestern von zwei Seiten Fotos von mir und rechneten, dass ich heute gegen Abend hier durchmüsse. Die waren richtig aufgelöst, als sie mich anhielten. Der eine wollte mich für heute Abend in seinen Veloclub einladen. Trotzdem er leidlich englisch sprach brauchte es ziemlich viel, um ihn zu überzeugen, dass ich nur noch ein Hotelzimmer brauche, um mich dann schlafen zu legen. Er fuhr mir dann vor zum scheinbar besten Hotel der Stadt und war sehr rührend an der Reception. Man hätte meinen können, ich hätte noch nie eingecheckt. Nach einem Nachtessen im Hotel (Sonderklasse, leider viel zu viel und zu spicy) und, man glaubt es nicht, dem ersten Bier in Indonesien fiel ich nur noch auf's Bett. Morgen bleibe ich einen Tag hier, auch wenn es in der Stadt kaum etwas zu entdecken gibt. Ich habe wohl noch nie 1100 km durchgefahren. 

Mi, 9.11.2016, Sarolangun. Muarobungo, Bangko, Sarolangun, 160 km. Wetter: Am Morgen bedeckt, danach wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel Abadi, sFr 38.--.

Zuerst die Nachricht des Tages: Trump wird Präsident und Amerika wird seine grosse Zeit der letzten hundert Jahre (seit dem 1. Weltkrieg) hinter sich lassen. Die Welt hat einen Egomanen mehr - verglichen mit Putin und Erdogan allerdings auf einem ganz anderen Posten.

Nach einer Nacht mit sehr viel Regen war der ganze Tag trocken. Die Tage durch ZentralSumatra machen wieder klar, dass ich vor allen eine lange Velotour mache. Die Landschaft ist immer die gleiche: Langwelliges Land, sattgrünes Wald-, Palmöl-, Gummi- und Buschland, ohne jegliche Abwechslung. Die Dörfer alle in einer kläglichen Bausubstanz und diese noch kläglicher unterhalten. Selbst in grösseren Städten gibt es kaum Restaurants, nur Essen von sehr einfachen Strassenküchen mit kaum einer anständigen Sitzgelegenheit. Das Essen ist gut, wobei man beim NasiGoreng, dem Nationalgericht Indonesiens und einigen Abwandlungen davon fast nichts falsch machen kann. All diese Tatsachen machen einen Ruhetag in der Pampa so unattraktiv. Ich bin zwar überfällig für einen Ruhetag, trotzdem fahre ich nochmals einen Tag, in der Hoffnung, in Lubucklinggau eine grosse Stadt anzutreffen mit wieder etwas interessanterer Infrastruktur mit einem wieder einmal wirklich schönen Hotelzimmer.

Die vielen Kontakte mit der Bevölkerung sind allerdings immer wieder ein Aufsteller. Ich werde jeden Tag dutzende Male auf der Strasse oder in Läden angehalten, ausgefragt und fotografiert. Natürlich drehen sich die 'Gespräche' immer um's Selbe aber die vor allem jungen Leute sind immer ausnehmend höflich. Gegen Abend fuhr ich in eine Polizeikontrolle. Normalerweise werde ich einfach durchgewunken. Heute musste ich auf die andere Strassenseite. Es gab dann keine Busse, sondern -- eben nur Föteli. Ich war erleichtert, dass es in Sarolangun Hotels hatte, die letzten 90 km hatte es keines und es hiess darum wie schon oft: Egli, Gas geben!

Di, 8.11.2016, Muarabungo. Kiliranjao, Sungaidaren, Muarabungo, 147 km. Wetter: Am Morgen wolkenlos, am Nachmittag leicht bewölkt, 30-35°. Hotel BungoPlaza, sFr 27.--.

Wie üblich startete ich um sechs Uhr und 25 km später fuhr ich an einem schönen Hotel vorbei, nicht so eine Halbhöhle wie gestern. Ansonsten war die Fahrt durch welliges Land weder anspruchsvoll noch interessant. Etwas Besonderes hatte dieser Tag jedoch: Der ganze Morgen war wolkenlos. Das erste Mal auf dieser Reise. Muarobungo ist eine grosse Stadt, auf der Karte jedoch ebenfalls als kleines Nest bezeichnet. Ich stieg in einem grossen Hotel im Zentrum ab und wurde gleich vom HotelBesitzer in Beschlag genommen. Nachdem ich merkte, dass ich mein Ladekabel liegengelassen habe verpasste mir der junge Concierge einen Helm und fuhr mich in einen entsprechenden Laden. Gratis. Sehr aufmerksam. In einem Restaurant ass ich das AllerweltsEssen NasiCoreng und bewunderte manchmal ganz im Verstohlenen die drei wunderschönen muslimischen Töchter des Hauses. Plötzlich nahmen die drei samt ihrem Bruder mich ebenfalls in Beschlag. Sie flippten buchstäblich fast aus. Dabei war ich in biederen Zivilkleidern dort. Aber wahrscheinlich gibt es hier so gut wie nie einen Touristen, sonst würden die jungen Leute ja nicht so viel Aufhebens um einen alten Mann machen. Gut, gerade abträglich war es meinem Ego nicht.

Mo, 7.11.2016, Kiliranjao. Sawalunto, Kiliranjao, 77 km. Wetter: Bis Mittag und am Nachmittag bedeckt und trocken, über Mittag Regen, 25-30° Pink Hotel, sFr 23.--.

Nach der gestrigen Odysse nahm ich es heute gemütlicher und ich realisierte auch, was gestern schiefgelaufen ist. Meine Karte zeigt Savalunto direkt an der Strasse im Tal an, liegt aber tatsächlich etwa 7 km über einem Pass in einem Nebental. Und mein Navi ist ganz offensichtlich nicht für Indonesien geschaffen. Gestern war fast alles falsch und auch heute morgen fuhr ich dauernd 100 m 'neben der Strasse'. Ich muss mich wieder durchfragen um solche Ereignisse wie gestern zu vermeiden. Ich startete um 9 Uhr und werde wohl für die nächsten 500 km auf der TransSumatraHighway (ziemich minggelige Highway) ohne gesicherte Unterkünfte reisen, denn ein grösseres Dorf ist nicht auszumachen. Ich kam wieder durch hügeliges Gebiet mit schroffen KarstBergen. Vor Mittag fuhr ich zwei Stunden im Regen. Irgend jemand erzählte mir von einem PinkHotel. Dieses wurde mir mehrmals bestätigt. Ich hätte zwar locker noch 50 km fahren können, aber was kommt denn schon nachher? Besorgt realisierte ich, dass ich auch nur noch wenige Rupien hatte und mit der Karte zahlen ist hier meist unmöglich. Es gibt zwar Bancomaten, die akzeptieren aber auf dem Land nur lokale BankKarten. Aber ich hatte Glück, ich fand einen, der MasterCard annahm. Mehr als knapp sFr 40.-- kann man allerdings auf's Mal nicht abheben. So probierte ich es ein zweites und noch ein drittes Mal. Und es funktionierte. Damit komme ich ziemlich weit. Das ziemlich lausige PinkHotel irgendwo in der Nähe von Kiliranjao fand ich dann und benutzte die vorige Zeit mit der Lektüre der gestrigen NZZ am Sonntag und mit Schlafen. 

So, 6.11.2016, Savalunto. Phakumbuh, BukitTinggi, Solok, Savalunto, 147 km. Wetter: Bewölkt, am Abend Dauergewitter, 30°. Hotel Lobi, sFr 30.--.

Am frühen Morgen begegnete ich einem muslimischen MassenSonntagsAerobic. Eine ältere Dame lies mich nicht mehr gehen. Sie wollte unbedingt ein Foto von mir und ihr. Aber beim einen ihrer Apparate war der Fotospeicher voll und beim Smartphone die Batterie leer. Ich machte darum ein Foto mit meinem iPhone und versprach ihr, das Foto ins Tagebuch zu stellen ich gab ihr noch mein Kärtchen und hoffe, ein Sohn werde das Foto finden. Ich fuhr weiter nach BukitTinggi. Und da bekam ich plötzlich kalte Füsse. Die Küstenstrasse ab Padang hatte keine grösseren Ortschaften und somit fast mit Sicherheit keine Hotels. Ich entschied mich für die Strasse durchs ZentralLand.

Ich fuhr entlang einem langer See zu einer grösseren Stadt, nach Solok, um festzustellen, dass es kein Hotel gab. Ich fuhr also ungewollt nochmals 30 km weiter, ein langes Flusstal hinunter. Hinter mir blitzte und donnerte es bedenklich. Ich gab also Gas. Es nützte allerdings nichts. Ich wurde vom Gewitter eingeholt und flüchtete unter das Vordach eines grösseren Restaurantes. Dort musste ich feststellen, dass ich vor vor lauter Gasgeben vor 12 km eine Abzweigung verpasst hatte. Ich sass also fest, es war schon nach 5 Uhr, der Regen war fürchterlich. Der Wirt erlaubte mir, dass ich auf einem der Bänke schlafen könne. Bei mittlerweile völliger Dunkelheit zog ich mich aus und wusch den ganzen Körper mit einer Flasche Wasser und meinem Taschentuch. Der Wirt führte mich dann in den hinteren Teil der Küche und dort stand ein kleines Zelt. Das durfte ich benutzen. Angenehm war's nicht. Ich war immer feucht, alles klebte. Ausserdem war ich nie sicher, ob ich nun schwitzen oder frieren sollte. Ausserdem hatte es so kleine Mücken. Um halb 10 wurde das Kerzenlicht durch veritables Flutlicht ersetzt und ich gab meine Schlafversuche langsam auf. Unerwartet konnte ich um halb 11 mein Gepäck samt Velo in das kleine Auto des Wirtes verladen und wir fuhren samt Frau und Kind (ging tatsächlich) 25 km über einen Pass - nach Savalunto und was hatte es dort - zwei Hotels. Ich glaube, es war ihm recht, dass ich im Hotel bleiben wollte. Welche Wohltat, eine Dusche, eine (schwache) KlimaAnlage und ein weiches Bett. Es war Mitternacht.

Heute habe ich meinen 3000-sten Kilometer durchfahren.

Sa, 5.11.2016, Payakumbuh. Bankinang, Muaramahat, Kotoalam, Payakumbuh, 134 km. Wetter: Am Morgen bewölkt, ab Mittag Regen, 25-30°. Hotel Mangkuto, sFr 25.--.

Ich folgte lang einem grossen Fluss bis zu einem Stauwehr und danach entlang des Stausees. Dann aber fing das Steigen ernsthaft an. Der höchste Pass lag zwar nur auf 900 müM, aber die kumulierten Anstiege betrugen gemäss meinem VeloApp 1400 HM. Einige Anstiege waren so steil, dass ich das Velo wieder einmal stossen musste. Dies ist mit meinen verschwitzten Füssen gar nicht einfach, ich schlipfe immer wieder aus meinen Sandalen. Mitten im Aufstieg wurde ich von einem Gewitter überrascht. Ich konnte gerade noch vor einer Hütte mit grossem Vordach unterschlüpfen. Da es auch noch eine komfortable Bank hatte machte ich stündiges Schläfchen und liess das Wetter vorüberziehen. Leider blieb es nicht trocken aber ich hatte keine Wahl, ich musste weiter, denn es gibt auf der Strecke keine Unterkünfte. Bei der Abfahrt muss die Strasse in einer Schlucht eine grosse Höhe überwinden. Das wurde geschafft mit 6 Brücken über das Tal. Ein Riesenbauwerk. In Payakumbuh fand ich auf Anhieb ein Hotel.

Fr, 4.11.2016, Bangkinang. Pekanbaru, Bangkinang, 101 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, am Abend heftiges Gewitter, 30°.
Hotel Altha, sFr 27.--.

Heute genoss ich eine etwas spätere Tagwache und ein Morgenessen vom ausgiebigsten Büffet, das ich je gesehen habe, incl. Sushi. Aber was heisst da späte Tagwache. Um 4 Uhr morgens weckte ein weiblicher Muezim alles auf im Umkreis von 500 m. Ich fuhr dann auch nur etwa 100 km, da ich sicher war, dass ich die nächsten 50 km keine Unterkunft finden würde. Am Abend ging ich etwas essen, das erste Mal in einem KFC (KentuckyFriedChicken) und kam in ein heftiges Gewitter. Es hatte gar keinen Wert lang unterzustehen. Ich rannte einfach durch und nahm den Vorfall war, die nassen Zivil-Kleider gleich zu waschen. Ich hoffe nur, sie sind bis morgen trocken.

Do, 3.11.2016, Pekambaru. Dumai, Duri, Balaipungit, Pekambaru. 169 km mit Velo, ca 40 km mit PrivatTaxi. Wetter: Meist schön, am Abend Regen, 30°. Hotel Novotel, sFr 65.--

Ich wusste schon am Morgen, dass heute ein schwieriger Tag werden würde. Ich startete darum im Morgengrauen, fuhr durch sehr grosse Sumpfgebiete und wunderte mich, dass die allgegenwärtigen PalmölBäume nicht nur an trockenen Berghängen gedeihen sondern auch in solch extremen Sumpfgebieten.

Irgendwo fuhr ich direkt in ein Volksfest. Ich hielt an und wurde von mehreren Frauen richtig genötigt, mich in eine stattfindende Pollonaise einzufädeln. Ich legte mein Velo auf den Boden, zog pietäthalber mein Trickot an und machte mit. Viele Leute flippten fast aus. Reden konnte man nicht, die LiveMusik war ohrenbetäubend. Ich wollte gerade ein Foto machen, als mich zwei Frauen herausnahmen und mir klarmachten, dass ich lange Hosen anziehen müsse. OK, da nützte auch nichts, dass einige meiner 'Einladerinnen' die 'Sittenwächterinnen' mit bösen Blicken fas umbrachten. Damit war meine Vorstellung beendet und Fotos habe ich auch nicht.

Danach fuhr ich über sehr hügeliges Gebiet durch grosse Ölfördergebiete und bei jeder Bohrung wird natürlich das Gas abgefackelt. Und eben, ich hatte immer noch ein Problem. Die Strecke von Dumai bis Pekambaru beträgt 210 km und eine solche Strecke bringe ich nie hin, schon gar nicht innerhalb der mir maximal zur Verfügung stehenden 12 Stunden. Meine Hoffnung auf ein Hotel entlang der Strasse erfüllte sich nicht. Meine Erkundigungen nach einem Bus führten zu keinem Ergebnis. Taxis gab's ohnehin keine und so fragte ich überall, wo ein Auto vor dem Haus stand, ob mich jemand nach Pekambaru fahren könnte, gegen entsprechende Bezahlung natürlich. Sechs Mal wurde ich abgewiesen, ich gab meine Suche auf und fuhr unermüdlich weiter, trotzdem ich meine wieder aufkommenden Krämpfe mit meinen isotonischen Tabletten unterdrücken musste. Später standen dann 3 Autos an einem Haufen und ich probierte es nochmals. Und tatsächlich, ein junger Mann willigte ein, für eine halbe Million. Ich musste zuerst meine grauen Zellen aktivieren, um festzustellen, dass mir das locker 40 Franken wert war. Die Verladung meines Velos wurde zu einem richtigen Käferfest unter etwa 15 Angehörigen. Die Fahrt von etwa 40 km dauerte bis 18 30 bei völliger Dunkelheit. Zu allem Überfluss begann es noch zu regnen und Nacht und Regen sind für mich auf dem Velo schlicht ein NoGo. Da ich von der Grösse der Stadt keine Ahnung hatte bat ich meinen Fahrer, mich bei einem guten Hotel abzuladen. Das war dann ein Edelhotel, aber ich liess das gut sein und verbringe nun eine Nacht in einem Haus, das während der Reise völlig über meinen selbst gesetzten Massstäben steht. Und denke dann dankbar: Ist nochmals gut gegangen.

Mi, 2.11.2016, Dumai. Sekupang/Batan-Karimun-KepulauanMeranti-Benkalis-Dumai mit SchnellBoot. Wetter: Leicht bewölkt, trocken, 30°. Hotel City, sFr 25.--.

Gestern Abend bestellte ich für heute Morgen ein Taxi zum Hafen, da ich bei Dunkelheit hätte fahren müssen und das mache ich nur in Notfällen. Erst danach fand ich heraus, dass in Indonesien die Zeit wieder 1 Stunde vorgestellt ist. Es ist also wieder von 6-6 Uhr hell. Ich nahm dann trotzdem das bestellte Taxi und löste für sFr 27.-- ein Billet für ein Schnellboot nach Dumai auf dem Festland von Sumatra. Die Fahrt dauerte von 7 30 bis 15 00 Uhr für die Distanz von ca. 300 km. Das Boot fuhr sicher mit einem 70-er und machte Zwischenstops auf drei Inseln. Dumai ist eine ziemlich grosse Stadt und ich hatte keine Probleme, ein Hotel zu finden.

Bei mir machen sich langsam EntzugsErscheinungen bemerkbar. Ich bin seit 5 Tagen nur noch kleine Strecken Velo gefahren. Morgen gehts also wieder los. Aber, ich glaube, ich fahre harten Zeiten entgegen: Es gibt in Indonesien, dem grössten muslimischen Staat der Welt kein Bier mehr. Erfahrungsgemäss werde ich aber auch das überleben, in Indien gab's auch meist keines. 

Di, 1.11.2016, Sekupang (Sumatra, Indonesien). Fähre. Wetter: Bewölkt, ausser am Morgen trocken, 30°. Hotel Harris Resort, sFs 42.--.

Da ich die Örtlichkeiten der Zollabfertigung bereits erkundet hatte kam ich speditiv auf das Schnellboot nach Sekupang auf der indonesischen Insel Batam. Hier wurde es definitiv: Nach Medan im NordWesten Sumatras gibt es keine Fähre, nach Dumai eine solche morgen um 7 30 Uhr. Ich sitze hier somit fest bis morgen früh. Die Suche nach einer Unterkunft war schwierig. Ich machte zwei ausfindig, beide zuoberst auf einem Hügel und beide geschlossen. Irgendwann landete ich in Harry's Resort. Nicht ganz die Qualität wie in Singapur, dafür drei mal billiger. A propos billiger: Das Zimmer kostet mehr als eine halbe Million - Rupien natürlich. Ein Franken entspricht 13'000 Rupien, Verhältnisse wie in Kambodscha und am Anfang anspruchsvoll im Umrechnen. Ich bezog beim Fährhafen vom ATM mal 500'000 Rupien. Viel zu viel, glaubte ich. Aber mit 38 Franken konte ich nicht einmal mein Hotel bezahlen. Ich werde dazulernen.

Mo, 31.10.2016, Singapur. Ruhetag. Wetter: Schön, 30°.

Nach meinem Singapur angehängten Tag habe ich genug gesehen von dieser einmaligen Stadt. Während 7 Stunden wanderte ich an die Orte, die ich noch sehen wollte: Little India, Arab Village und vor allem die riesigen SportAnlagen auf Marina East. Das Stadion ist erst vier Jahre alt und sprengt mit seinen Mantelnutzungen fast alle Dimensionen. Auf dem langen Rückweg ging ich über die MarinaBarrage, einem grossen Wehr, das das Süsswasser der Insel vom Meerwasser trennt. Die Seen und der SingapurRiver sind das SüsswasserReservoir der Stadt und machen die 6 Riesenleitungen, die von Malaysia in die Stadt führen (ihnen entlang fuhr ich von Norden her in die Stadt) scheinbar zusehends überflüssig. Und nun hoffe ich, morgen irgendwie auf's Festland von Sumatra zu gelangen.

So, 30.10.2016, Singapur. Ruhetag. Wetter: Bewölkt, trocken, 30°.

Heute morgen ging ich zu Fuss 5 km zum Fährhafen. Der ist Teil eines riesigen KonsumTempels und es dauerte einige Zeit, bis ich mich zurechtfand. Es gibt keine direkten Fähren auf's Festland Sumatra. Ich muss zuerst von Singapur auf die indonesische Insel Batam zum Hafen Sekupang. Von dort gibt es eine Fähr-Verbindung nach Medan, wo ich hin wollte. Diese Verbindung besteht aber nur jeden Samstag und heute ist Sonntag. Ich werde somit meine Reise um einige hundert Kilometer abkürzen und fahre mit einer Fähre nach Dumai. Ob es von Sekupang nach Dumai eine Fähre gibt ist allerdings unsicher, für die Singapurer scheint diese Gegend NiemandLand zu sein.

Ich besuchte dann den daneben liegenden SentossaPark, ein gigantischer (wie fast alles in Singapur) VergnügungsPark mit unzähliger Attraktionen. Vor allem der AquarienPark hat es mir sehr angetan. Zurück in mein ChinaTown fuhr ich mit der Metro. Singapur bringt mich zwar noch zu armen Tagen, trotzdem habe ich mich entschieden, meinen Aufenthalt um einen Tag zu verlängern.

Wenn ich abends in mein Hotelzimmer komme schreibe ich meine Berichte ins iPhone und geniesse die NZZ auf meinem iPad, wenn's hat bei einem Glas Rotwein. Auf dem iPad habe ich auch Radio Tell eingeschaltet, ich freue mich über die Ländlermusik (habe ich früher selber mal gespielt mit meinen Kollegen 'Die Zürcher OberLändler') und wenn dann noch ein Appenzeller Hackbrett-Wälzerchen kommt fühle ich mich schon fast überschwenglich zufrieden, ich könnte die Welt umarmen.

Sa, 29.1.216, Singapur. Ruhetag. Wetter: Am Morgen starker Regen, danach schön, 30°.

Malaysia habe ich nun verlassen. Ich war vorher noch nie auf FestlandMalaysien, aber auf Borneo. Vor 40 Jahren leitete ich dort ein Trecking mit Besteigung des Mount Kinabalu auf eine Höhe von 4100 müM (in Sabah) und einer 11-tägigen UrwaldFlussfahrt (in Sarawak) und erinnere mich noch an das ursprüngliche Chinatown auf einer Zwischenlandung in Singapur mit den kleinen 'Chrutzli'-Häuser. Die meisten dieser Häuser musste HochHäusern weichen (ich wohne in einem) aber ein kleiner Teil ist heute sehr schön erneuert und steht unter Schutz, genau wie 'Little India' oder ein muslimisches Quartier.

Um mir einen Überblick über die Stadt zu verschaffen machte ich eine Rundtour mit einem HopOnHopOff-Bus. Eine BootsFahrt auf dem SingapurRiver rundete mein generelles SightSeeing ab. Danach besuchte ich die historische (übriggebliebene) ChinaTown, MarinaBay und vor allem die Gardens by the Bay. Ich besuchte den FlowerDome, das grösste Treibhaus der Welt, den CloudForest, ein ganzer Urwald in einem gigantischen Glaspalast (eine Verrücktheit der Sonderklasse), den SuperTreeGrove, riesige künstliche und voll bewachsene Bäume; und das alles vor dem Hintergrund der SkyLine von Singapur. Ich besuchte aber auch ein Geigenkonzert in einer gigantischen EinkaufsMall von adrett gekleideten Kindern und, auf einem grossen Rasenfeld, drei sich im Abstand von 50 m ergänzende TrommlerGruppen verschiedener Ethnien in ihren Trachten und noch viel mehr. Am Abend schlenderte ich entlang dem SingapurRiver mit wohl tausend Restaurants und hunderttausend Singapurer, die den SamstagAbendAusgang genossen. Ich bin erschlagen von all den Eindrücken dieser gewaltigen Stadt. Und noch etwas: Heute muss Halloween sein.

Fr, 28.10.2016, Singapur. Potian Kechil, Pekan Nabas, Gelang Patab, Johor Bahru, Singapur, 103 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel HolidayInn, ca. sFr. 120.--.

Beim Morgenessen traf ich die ersten Velokollegen. Beide haben ihre Tour gerade erst in Singapur begonnen. Der eine war Deutscher und etwa 23 Jahre alt. Ein Ziel hatte er eigentlich nicht, er fahre solange das Geld reiche. Mutig, in diesem Alter. Der andere war Australier. Er musste schon viel umhergekommen sein, aber eine definierte Reise hat er mir nicht erklärt. Ein ziemlich skurriler Typ, auch darum, weil er trotz seiner scheinbar grossen VeloErfahrung noch immer mit 30-35 kg Gepäck herumfährt (mir reichen 10 kg).

Ich fuhr dann bei wieder trockenem Wetter Richtung Johor Bahru. Diese Gegend scheint vom wirtschaftlichen Erfolg Singapurs zu profitieren. Die Bautätigkeit ist enorm. Ich suchte immer nach einem Wegweiser, der mich in diesem Verkehrsgewirr nach Singapur führte. Nur, Singapur ist nirgends angeschrieben. Aber 'Woodlands' seit 20 km, das ist der Stadtteil, über den man in die Stadt gelangt. Ich landete auf einer Töfflistrasse, die mich speditiv zur Malaysia-Ausreise führte. Wesentlich weniger speditiv verlief dann die Einreise nach Singapur und wenn dann eine Horde Töfflifaher ihrem Unmut mit Hupen Ausdruck verleiht ist der Lärm fürchterlich. Irgendwo inChinaTown (ich war vor etwa 40 Jahren hier und da stand noch kein HochHaus sondern das wirkliche verwinkelte ChinaTown) stieg ich im HolidayInn ab. Eine völlig neue PreisSituation, aber das wusste ich ja im voraus. Ich habe für 3 Nächte gebucht. Nach fast 2500 km leiste ich mir das.

Do, 27.10.2016, Pontian Kechil. Muar, Batu Pahat, Pontian Kechil, 145 km. Wetter: Am Morgen wechselnd bewölkt, ab Mittag Gewitter und Dauerregen, 25-30°. Hotel Pontian, sFr 30.--.

Gestern war ich gar noch nicht in Muar, sondern 10 km davor. Ich fuhr also zuerst durch die grosse Stadt und dann bei weiterhin trockenem Wetter nach SüdOsten. Ab Mittag fingen heftige Gewitter an, erstmals begleitet durch Blitz und Donner und durch eine starke Verdunkelung. Es war fast etwas 'gfürchig'. Danach hatte ich Dauerregen und das erste Mal klamme Finger. Auch stellte ich das erste Mal auf dieser Reise im Hotel den WasserErwärmer in der Dusche an. Ich wusste gar nicht, dass man in den Tropen frieren kann.

Mi, 26.10.2016, Muar. Port Dickson, Peng Balak, Masjid Tanah, Melaka, Merlimau, Muar, 139 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel SelamatDatang, sFr 24.--.

Nach Port Dickson folgte ich einer sehr küstennahen Strasse, anfänglich vorbei an riesengrossen BeachResorts, die allerdings die besten Jahre hinter sich hatten, dann wieder entlang endloser PalmÖlPlantagen bis nach Melaka. Dort sah ich wohl die weltgrösste Ansammlung sehr grosser Hotels (15 Stockwerke+). Wohl 10'000 Zimmer pro Hektare. Dann ging' s weiter bis vor Muar. Mein Navi forderte mich immer auf umzukehren. Mit der Zeit merkte ich den Grund. Ich kam über eine Riesenbrücke über den sehr grossen MuarFluss und solche Brücken sind kritisch für Velofahrer (Verkehr, Seitenwind usw). Da ich allerdings schon die Riesenbrücke bei St. Nazaire und diejenige über den PanamaKanal illegalerweise überquert habe liess ich mich nicht abhalten und fuhr darüber. Dann hatte ich aber keine Ahnung mehr, wo ich war. Ich fuhr durch das Niemandsland im Schwemmbereich des Flusses. Dann sah ich ein kleines Schild mit 'Hotel' und folgte ihm. Die Strasse wurde immer schmaler, aber plötzlich stand ich vor einem völlig in den Büschen versteckten kleinen Hotel direkt an einer Lagune. Um 7 Uhr öffnete ein Restaurant daneben, ebenfalls am Wasser und ich kriegte meine Reismahlzeit. Ich war wohl wieder einmal der einzige Gast in Hotel und Restaurant.

Di, 25.10.2016, Port Dickson. Klang, Salak, Sepang, Lukut, Port Dickson, 101 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel Legacy, sFr 37.--.

Die letzten beiden Tage haben mir ziemlich zugesetzt und ich beendete deshalb den heutigen Tag schon in Port Dickson. Allerdings hat mich meine mittlerweile feine Nase, wo das Zentrum oder die schönste Gegend in einer Stadt liegt, arg im Stich gelassen. Ich stieg in einem unglaublich grossen Hotel ab (mehr als 10 Personen wohnten nicht darin) nur, um gegen Abend festzustellen, dass ich keinen Kilometer von der Beach mit schönen kleinen Hotels und vor allem Restaurants entfernt war. Ich hatte wenigstens einen schönen Abend am Strand und und marschierte dann wieder einen Kilometer zurück in den 8. Stock meines 13-stöckigen Geisterhotels.

Ja, und heute habe ich den 2000-sten Kilometer durchfahren.

Mo, 24.10.2016, Klang. Teluk Intan, Sungai Besar, Sekinchan, Kuala Selangor, Klang, 163 km. Wetter: Am Morgen bedeckt, am Nachmittag milchig sonnig, 30°. Hotel Rock & Roll, sFr 24.--.

Es gibt schönere Fahrten. Zwar wurde ich auch heute wieder vom Regen verschont, dafür fuhr ich stundenlang in der Windjacke, um mich von der Sonne zu schützen. Auch trug ich wieder einmal die altbewährte HimaPasta auf die Lippen, damit sie nicht aufspringen. Ich fuhr durchgehend auf der einzigen Nord/SüdStrasse in dieser Gegend, auf einer 2-4-spurigen Strasse, leider ohne SicherheitsStreifen und sehr viel Verkehr. Vor allem die vielen Lastwagen forderten hohe Konzentration.

KualaLumpur liegt nur ca 25 km östlich von Klang, aber heute hätte ich die Stadt nicht mehr erreicht. Ich werde auch morgen direkt Richtung Singapur fahren und den Moloch KualaLumpur somit umfahren.

So, 23.10.2016, Teluk Intan. Taiping, Beruas, Bota Kanan, Teluk Intan, 150 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel Grand Court, sFr 30.--.

Es ist fast nicht zu glauben, heute durfte ich den dritten Tag hintereinander ohne Regen erleben. Ich könnte mich daran gewöhnen. Die Fahrt war wiederum lang aber anspruchslos, durch endlose Kulturen von Palmöl und fast immer von einem leichten Rückenwind begleitet. In Teluk Intan stieg ich in einem riesigen Hotel ab und fragte mich, wie die eigentlich ihren Kasten füllen. Im ersten Stock fand in einem grossen Saal ein Fest mit jeder Menge Kindern statt. Alle aufs Schönste gekleidet. Es war zum Weinen schön. Und im Erdgeschoss fand in einem noch grösseren Saal eine Hochzeit mit hunderten Teilnehmern statt. Muslimisch kann die Hochzeit nicht gewesen sein, ich habe noch selten so viele Kisten Bier und Wein gesehen, die nur darauf warteten zur Hochzeitsgesellschaft geschleppt zu werden. Ich selber landete schliesslich in einem chinesischen Restaurant, platschvoll mit sicher 200 Gästen (heute ist Sonntag). Was das Personal so alles aus der sehr einfachen Küche schleppt ist einmalig. Dass ich sehr lange warten musste war mir gleich, ich bekam schnell ein grosses Bier (gibt es, glaube ich, nur bei den Chinesen). Bevor ich auf mein Zimmer ging schaute ich nochmals beim Kinderfest rein. Da war ein richtiger Chor aufgestellt und sie sangen aus voller Kehle.Wunderschön.

Sa, 22.10.2016, Taiping. Georgtown, Butterworth, Bagan Serai, Taiping, 104 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, ganzer Tag trocken, 30°. Hotel Panorama, sFr 37.--.

Malaysia hat eine Stunde Zeitverschiebung gegenüber Thailand. Der Tag dauert für mich nicht mehr von 6 - 6, sondern von 7 - 7 Uhr. Ich nahm somit die 7 30-Fähre zurück auf's Festland. Eigentlich wollte ich weiter fahren, aber ich konnte weiter südlich keine Unterkunft mehr ausmachen und so blieb in Taiping. Ich genoss heute vor allem die regenfreie Fahrt.

Fr, 21.1.2016, Georgtown. Ruhetag. Wetter: Ganzer Tag rel. schön, trocken, 30°.

Mir einem SihtSeeingBus erkundigte ich die grosse, moderne Stadt und fuhr auch mit der Standseilbahn auf den PenangHill auf 830 müM. Die Bahn fuhr sicher mit 40 km/h den Berg hinauf! Von da aus hat man einen hervorragenden Ausblick über die Stadt und über die 'kleine' Brücke von 13 km Länge. Die grosse Brücke von 24 km! Länge kann man nicht sehen. Über keine dieser Brücke gelange ich als Velofahrer auf die Insel, aber dafür gibt es ja noch die alte Fähre für 30 Rappen die Überfahrt.

Den Nachmittag verbrachte ich im historischen Viertel der Stadt, einem WeltKulturerbe der UNESCO. Der Eindruck hält sich in Grenzen. Vor allem aber liess ich meinen Durchfall endgültig ausklingen, liess meine wundgeriebenen Stellen etwas ausheilen und ich benutze den Tag auch, um etwas 'aufzufuttern' (heute Abend 'Running Sushi', Sushi vom Förderband), denn unterwegs esse ich dauernd bedenklich wenig. Und ich hoffe natürlich auf weniger nasse Tage, so wie heute einer gewesen ist.

Do, 20.10.2016, Georgtown. Alor Setar, Gutun, Sungai Petani, Butterworth, Georgtown, 106 km. Wetter: Bedeckt oder milchig, wenig Regen, 30°. Hotel Kimberley, sFR 35.--

Nach einer kurzen Fahrt durch entweder sehr urbanisierte Gegend oder durch endlose Reisfelder gelangte ich mit einer Fähre auf die Insel Penang. Penang mit der Millionenstadt Georgstown ist ein HighTech Zentrum in Malaysia und ein SammelPot verschiedener Ethnien und Religionen. Ua 40% Cinesen und 10% Inder. Im 2. Weltkrieg durch die Japaner von den Engländern erobert wurde die Insel erst in den 60-er Jahren an Malaysia übergeben.

Mi, 19.10.2016, Alor Setar. La Ngu, Tha Phae, Chalung, Khuan Don, Grenze zu Malaysia, Kangar, Alor Setar, 160 km. Wetter: Bedeckt, fast ganzer Tag Regen, 25-30°. Hotel Samila, sFr 20.--

Heute war wohl etwa das Maximum an Wasser, das ein unbescholtener Velofahrer verträgt. Die ersten 70 km bis an die Grenze nach Malaysia schüttete es durchgehend wie aus Kübeln. Aber nicht nur das. Seit gestern Morgen habe ich wieder einmal totalen Durchfall. Mittlerweile habe ich zwar Übung darin, das Geschäft im Urwald zu verrichten, auch bei strömendem Regen. Gerade angenehm ist es trotzdem nicht. Bei der Einreise nach Malaysia musste ich von meinen beiden Zeigefingern Fingerabdrücke auf einer Glasplatte abgeben. Völlig unmöglich, meine Finger waren vom Dauerregen etwa so verschrumpfelt wie wenn ich viel zu lange in der Badewanne gesessen hätte. Das Erfassungsgerät ging auf Alarm, der Beamte sah meine nasse Figur an, lächelte und stellte die Maschine ab. Er kannte das scheinbar.

Den ganzen Nachmittag regnete es zwar nur noch leicht, aber fast ununterbrochen. Ich bin jetzt schon fast 50'000 km im Sattel gesessen und noch nie habe ich etwas wundgerieben. Mein linker oberer Oberschenkel ist heute total wund. Da ich schon grössere Distanzen zurückgelegt habe muss das am vielen Wasser liegen. Morgen regnet es weiter.

Di, 18.10.2016, La Ngo. Trang, Yan Ka Khao, Thumg Wa, La Ngo, 126km. Wetter: Bedeckt, am Morgen Regen, 30°. Hotel Condo, sFr 25.--.

Wiederum eine ziemlich eintönige Fahrt, am Morgen durch viel Regen. Ich besuchte die Eingänge einer Höhle, aus der ein ausgewachsener Fluss herauskam und später eine Höhle in die ein ausgewachsener Fluss verschwand. Trotzdem etwa 10 Thais mit ebensovielen Booten herumstanden versuchte keiner, mich zu einer Bootsfahrt in die unterirdische Seenlandschaft zu bewegen. Na ja, ich ging dann eben wieder.

Nach langem Suchen fand ich endlich ein brandneues kleines Hotel mit bestem Zimmerkomfort. Aber das Problem ist: Die Hotels mögen in ThaiSchrift angeschrieben sein, wenn aber nicht irgendwo 'Hotel' steht kann ich immer nur schätzen. Das von heute fand ich durch reinen Zufall.

Ein PreisBeispiel: Für ein kleines Bier zahlte ich heute 50 Bath (etwa sFr 1.50), für ein ausgewachsenes Menü mit Reis, Chicken, Pilzen und einem Ei ebenfalls 50 Bath und für ein MagnumGlace danach ebenfalls 50 Bath. Irgendwie stimmen da die Verhältnisse nicht.

Mo, 17.2016, Trang. Krabi, Nura Khlong, Khlonh Phon, Sikao, Trang, 155km. Wetter: Bedeckt, viel Regen, 25-30°. Hotel Thumrin, sFr 35.-- .

Morgens um 5 Uhr singt der Muezin. Gnadenlos. Ansonsten scheint die Hauptreligion immer noch der Bhuddismus zu sein. Es war ein trister Tag. Sonne habe ich nie gesehen, es hat sehr viel, und zwischendurch sehr intensiv, geregnet. Anfänglich fuhr ich durch bizarre Felslandschaften, dann aber wieder durch eintönige Monokulturen aus Gummibäumen, PalmTrees und reiner Wildnis. Nicht mehr exotische SüdseeLandschaft wie gestern sondern normaler TropenAlltag. Zu fotografieren gab es nichts. Zumindest stieg ich in einem schönen Hotel ab.

So, 16.10.2016, Krabi. Phuket, PhiPhi-Island, Krabi (per Schiff). Wetter: Milchig bewölkt, viel Sonne, 30°. Hotel Samran Residence, sFr 16.--.

Welch schöner Tag. Dank Glück und einem Zufall. Eigentlich war ich nur zu faul, um auf dem Landweg nach Krabi zu fahren (120 km) und nahm deshalb ein Schiff über die Andaman Sea (50km). Das ging nur mit Umsteigen in PhiPhi Island. Da das erste Boot allerdings starke Verspätung hatte verpasste ich das AnschlussSchiff und musste 4 Stunden auf PhiPhi auf das nächste warten.

Etwas besseres hätte mir gar nicht passieren können. Die Inselgruppe ist SüdSeeSchönheit per se. Senkrechte, schroffe Felswände, kleine Sandstrände darunter oder vom Meer ausgespülte HöhlenSysteme. Der Hafen selber ist eine grosse Ansammlung von FerienResorts und Restaurants und jeder Menge grösserer und kleinerer TouristenTaxiBooten am Strand.

Auf dem ersten Schiff reiste ich mit einem SpanierPaar aus den Kanarischen Inseln. Auf PhiPhi konnte ich mein Velo bei einem argentinischen Velofan, der nicht begreifen konnte, dass ein Schweizer mit ihm spanisch spricht, einstellen und verbrachte dann wunderschöne Stunden auf der Insel. Gegen Abend brachte mich das zweite Schiff nach Krabi und hier fängt offensichtlich der muslimische Teil Thailands an.

Sa, 15.10.2016, Phuket. Ruhetag. Wetter: Wechselnd bewölkt, am Morgen Regen, 30°.

Es gibt in Phuket keine SightSeeing Busses und keine TuchTuck's. So organisierte ich ein Taxi mit einem englischsprechenden (na ja, ging so) Driver und buchte ihn für 4 Stunden für sFr 55.-- für den Süden der Insel. Zuerst fuhren wir zum nahen RatsadaHarbor. Dort machte ich mich schlau über Schiffe nach Krabi, denn ich wollte keinen 120 km Umweg fahren rund um die PhuketSea (da bin ich schon runtergekommen). Wir fuhren nach CapePanwa, zum Chalong Temple und dann zum Big Buddha. Eine riesige Statue von 45m Höhe, vollständig gekachelt mit weissen MarmorPlättchen. Die Unterkonstruktion ist gigantisch und noch immer im Bau. Über die RawaiBeach mit dem grossen Fischmarkt und vielen Restaurants gelangten wir über die KataBeach wieder ins Zentrum. In Phuket kann man in sehr schönen Resorts an sehr schönen Stränden NichtsTuerFerien machen. Wegen der Stadt Phuket hierher zu kommen kann man aber bleiben lassen.

Am Nachmittag schrieb ich meinen 14-TageBericht ( Bürokram, eben) und am Abend gab es dann noch Sushi irgendwo in der Nähe.

Fr, 14.19.2016, Phuket. Phang Nga, Kol Loi, Thalang, Phuket, 78 km. Wetter: Bewölkt, trocken, 30°. Hotel Pearl, sFr 48.--.

Nach einer kurzen aber schnellen Fahrt mit Rückenwind erreichte ich die Innenstadt von Phuket vor Mittag und suchte mir ein komfortables Hotel in der Innenstadt. In einem 12-stöckigen Superkasten.

Wenn ich nach einigen Tagen Fahrt in ein schönen Hotelzimmer komme zerfliesse ich jeweilen fast vor innerer Ruhe. Aber ich bin ja gekommen, um etwas von Phuket zu sehen und zwar nicht die grossen Strandanlagen, die auf der ganzen Welt gleich aussehen, sondern von der Innenstadt. Ich befürchte allerdings, dass ich einmal mehr enttäuscht werde. Ich werde morgen weiter erkunden.

Heute habe ich den 1000-sten Kilometer durchfahren.

Do, 13.10.2016, Phang Nga. Ning Sai, Na Pong, Phanom, Bang Leang, Thap Put, Phang Nga, 143 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, trocken, 30°. Hotel TP Place, sFr 18.--.

Anfänglich blieb ich auf der Schnellstrasse, wechselte dann aber auf eine parallele Nebenstrasse nach Süden. Erstmals ging's durch eine hügelige, fast schon bergige Landschaft. Gute Strasse und fast kein Verkehr. In dieser Gegend sind Gummi- und PalmölPlantagen vorherrschend. Leider gibt es keine Ananas mehr, ich hätte mir gerne wieder eine aufschneiden lassen. Aber mit Gummi und Palmöel ist es mit dem Aufschneiden etwas schwieriger. Phang Nga ist so etwas wie VangVieng in Laos, eine Stadt komplett umgeben mit etwa 200 m hohen sehr steilen Bergen, zT mit schroffen Felswänden. Morgen um Mittag werde ich Phuket erreichen.

Welche Koinzidenz: Während ich in Kambodscha war ist König Sihanuk, gestorben, heute bin ich Thailand und König Bhumidol ist gestorben Heute Abend gibt es wohl keine andere Sendung mehr im Fernsehen. Die älteren Leute in meinem kleine Restaurant sehen andächtig auf den Fernseher, die Jungen allerdings spielen weiter auf ihren Handy's und die kleineren Kinder spielen 'Fangis'.

Mi, 12.10.2016, Nong Sai. Lamae, Tha Chana, Chaoya, Tha Chang, Nong Sai, 100 km. Wetter: Bedeckt, 30°, gegen Abend starker Regen 25°. Hotel The O Valley, sFr 25.--.

Auch wenn ich immer küstennah fahre, da es bis heute nirgends Berge gab (ausser von weitem) ist rundherum einfach alles in sattem grün. Ob das nun naturbelassene Wildnis ist, ob man durch Bananen-, Kokosnuss- oder AnanasKulturen fährt, es ist immer dasselbe grün. Heute allerdings wagte ich eine Abkürzung über einen Feldweg entlang grosser Karstfelsen. Vor allem auch entlang Gallerien von Göttern. Einmal kam ich an einer kleiner Höhle vorbei mit einem Altar darin. Später musste ich mich einen Felsenpfad hinauf bemühen, immer begleitet von einer Horde Affen und wurde belohnt durch eine grosse, sehr hohe Höhle, natürlich mit einem Altar zuhinterst. Die Höhle war sogar beleuchtet. Vom Ausgang her hatte ich das erste Mal Ausblick über die Landschaft. Andere Leute gab es nicht.

Später gelangte ich dann aber wieder auf eine sehr verkehrsreiche Schnellstrasse nach SüdWesten, Richtung Phuket. Kaum war ich auf dieser Strasse donnerte wieder einmal ein Gewitter runter, wie es nur Tropen liefern können. Ich fuhr zwar in meiner Windjacke (die überhaupt nicht dicht ist) aber ohne meine Regenhosen, die habe vor Tagen liegengelassen. Es war wieder horrend, wieviel Wasser ich von oben, vor allem aber auch von der Seite durch die Lastwagen abkriegte. Wie durch ein Wunder konnte ich eine kleine Hotelreklame durch den Regen erkennen. Und ich fand das Hotel dann auch - nach einer abenteuerlichen Querung der 6-spurigen Strasse mit Kolonnenverkehr auf allen Spuren auf die entgegengesetzte Seite. Ein Riesenkasten und ein Kontrast zu den Kabäuschen der Vortage. Ich triefte vor Nässe auf meinem Weg zur Reception. Aber hinter mir wurde sofort wieder alles aufgetrocknet. Schreiben konnte ich nichts, mir lief das Wasser förmlich aus dem Ärmel. Zum Glück habe ich nur die Regenhose liegengelassen und nicht meine Gepäckabdeckung. Darin blieb alles trocken. Und ob ich nun Regenhosen anhatte oder nicht machte überhaupt keinen Unterschied.

Di, 11.10.2016, Lamae Beach. Pathiu, Chumphon, Sawi, Lang Suan, Lamae (Beach), 140 km. Wetter: Bewölkt, trocken, 30°. Hotel Lamae Beach, sFr 30.--.

Irgendwann heute morgen sah ich wirklich einen Felsen im bislang fast ebenen Gelände. Immer so gegen Mittag, wenn ich früh starte etwa bei km 80, kommt eine Müdigkeit auf. Ich erlaube mir dann auf der breiten Bank in einem der sehr sauberen, total abgeschatteten Bushäuschen ein stündiges MittagsSchläfchen. Kurz danach liess ich mir an einem StrassenStand eine Ananas aufschneiden und ass sie auf der Stelle. Ein willkommener Kalorienschub nach der offensichtlichen Mangelernährung der letzten Tage. Ich benutzte wieder die küstennahe Nebenstrasse, sofern es eine solche gab. Dabei sieht man die Küste allerdings nie und auch heute wählte ich irgendwo einen Linksabzweiger und fuhr 4 km zur Küste, in der Hoffnung dort irgend eine Unterkunft zu finden (viele dieser Beaches bestehen aus einem Sandstrand und sonst nichts). Ich hatte Glück, es gab dort ein schmuckes Hotel und ein Restaurant daneben. Ich war wohl wieder der einzige Gast.

Mo, 10.10.2016, Pathiu. Huai Yang, TP Sakae, Bang Saphan, Noi Ai Kaew, Pathiu, 138 km. Wetter: Bedeckt, zeitweise milchig, 30°. Hotel sFr 16.--

Ich startete wie üblich bei Morgengrauen (hier etwa 6 15), zT auf der Hauptstrasse, zum grösseren Teil auf kleineren, aber immer noch komfortablen Küstenstrassen. Trotzdem die Strasse immer wieder mit 'Szenec Route' angeprangert wurde konnte ich der Szenerie nicht allzu viel abgewinnen. Flaches Land ist eben flach und da gibt es nicht viel zu sehen. Es gab auch kaum mehr Beach Ressorts und da es entlang der Strasse keine Unterkünfte gab wurde ich mit der Zeit etwas nervös. Aber irgendwann vor Pathiu entdeckte ich, wiederum ganz versteckt, einige Hüttchen. Ja, die konnte man mieten. Es war sehr komfortabel sogar mit AirCondition und Kühlschrank. Daneben am Strand gab es ein grosses Restaurant. Das Wichtigste am heutigen Tag war allerdings, dass der Spuk der letzten beiden Tage vorbei war und dass sich über den ganzen Tag keine Krämpfe mehr hatte. Ich mochte sogar wieder essen.

So, 9.10.2016, Huai Yang. Ruhetag. Wetter, Bedeckt, kein Regen, 30°.

Nachdem ich gestern ausser zwei Toasts mit Konfitüre am Morgen den ganzen Tag nichts gegessen habe war ich gespannt auf das Abendessen. Das leichteste Menu auf der SpeiseKarte, ein ThonSalat mit sehr wenig Thon verspeiste ich nur zur Hälfte und dann wurde mir schlecht. Dieses Anzeichen ist untrüglich. Morgen bleibe ich hier. Ein Ruhetag nach lediglich 3 Tagen auf dem Velo ist zwar sehr untypisch. Aber als sich während der Nacht noch Durchfall einsetzte waren keine Fragen mehr offen.

Um 9 Uhr bestellte ich drei Scheiben Toast (Spiegeleier usw getraute ich mich nicht) und legte mich wieder aufs Bett, nur schon darum, weil neben mir eine Toilette existierte. Am Nachmittag spazierte ich durch das völlig zersiedelte Dorf, auch vorbei an sehr schönen und äusserst gepflegten EinfamilienHausSiedlungen. Natürlich alles Ferienhäuser, von denen die Einheimischen daneben nur träumen können (etwas aufräumen könnten sie allerdings in und um ihre Häuser auch selber) . Ich einem kleinen Restaurant probierte ich eine NudelSuppe mit SeaFood und war danach eigentlich ganz zufrieden, ich habe sie aufgegessen.

Nach einem weiteren Dösen in meinem Bungalow erhöhte sich mein Zufriedenheitsgrad nochmals. Mir wurde auch nach einem ThaiCurry mit HühnchenFleisch nicht schlecht und auch der Durchfall ist verschwunden. Nochmals eine ruhige Nacht und dann dürfte der Spuk zu Ende sein.

Sa, 8.10.2016, Huai Yang. Pranburi, Ban Rai Mai, Nikhom, HatWanakon Park, Huai Yang. 132 km. Wetter: Bewölkt oder milchig, 30°. Hotel Jack's Place, sFr. 25.--

Heute war nicht gerade der beste Tag. Die ersten 60 km kam ich zwar sehr schnell vorwärts. Aber plötzlich wollte ich nur noch schlafen. Auf einer Bank in einem komfortablen BusHäuschen streckte ich mich aus und auch nach 1 1/2 Stunden mochte ich kaum mehr aufstehen. Die Strasse war breit und schnell und fast überall neu. Die Umgebung allerdings weiterhin eben und langweilig. Ich passierte die engste Stelle von Thailand, dort wo das Land wohl keine 20 km breit ist, im Westen ist Myanmar, im Osten der Golf von Siam. Und da es entlang der Strasse keine Unterkünfte gab machte ich mich wieder auf die Suche nach einem Beach Resort. Das erste Mal fuhr ich 4 km gegen das Meer in den HatWanakon NationalPark, bezahlte die 6 Franken Eintrittsgebühr, nur um am Strand festzustellen, dass hier von staatlicher Seite lediglich 10 Bungalows angeboten wurden, die in dieser wunderschönen Anlage allerdings ausgebucht waren. Ich fuhr also zurück und versuchte einige Kilometer südlich nochmals einen Abstecher.

Ich gelangte wieder an eine Beach. Hotels gab's nicht, ein äusserst einfaches BungalowDörfchen war ausgebucht und so suchte ich in der total zersiedelten Landschaft weiter. Am Ende einer Odyssee landete ich bei Jack's Place. Da die Krämpfe heute erst bei km 105 begannen war ich schon um 16 Uhr da und liess mich nur noch auf's Bett fallen. Ein sehr schöner Ort. Aber ich bin wieder einmal der einzige Gast.

Fr, 7.10.2016, Pranburi. Phetchaburi, Ha Chao Samran, Cha Am, Hua Hin, Pranburi (PaknampranBeach), 120 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, ab 16 Uhr Gewitter, 30-35°. Hotel Pattawia, sFr 50.--.

Ich musste bis halb neun warten bis der äusserst schrummelige VeloMech vor seinem Laden auftauchte. Der konnte wohl niemandem in die Augen schauen. Hauptsache er schaute das Lager meines Vorderrades an. Mit zwei ganz schmalen Schlüsseln stellte er das Lager wieder neu ein. Das Rad lief wieder ohne Spiel und ohne Reibung. Eine Bezahlung lehnte er ab, auch das, ohne mich anzusehen. Für mich wieder ein neues Fahrgefühl.

Auf einer wesentlich kleineren Strasse als gestern fuhr ich nach Osten ans Meer nach Ha Chao Samran, dem ersten Sandstrand. Ab dort durch endlose Reisfelder und einige ShrimpsFelder immer etwa einen Kilometer landeinwärts der Küste nach Süden folgend. Mit der Zeit gab's an der Küste nur noch gigantische Hotelkästen und ich konnte mir eigentlich gar nicht vorstellen, wie diese Gebäude überhaupt gefüllt werden können.

Ich meinte eigentlich, ich hätte meine Krampfprobleme langsam überwunden. Aber auch heute musste ich schon früh wieder meinen Spezialmodus einlegen: 2 km Fahren, 200 m Gehen. Nicht gerade eine sehr effiziente Art der Fortbewegung. Gestern noch bei heftigem Regen, heute unter geradezu gleissender Sonne. Aber nur bis 16 Uhr. Da leerte der Himmel wieder alles aus, das er hatte. Von allen Seiten wird die Strasse überschwemmt und kein Thai hat auch nur im entferntesten etwas Mitleid mit einem schutzlosen Velofahrer. Da fährt jeder durch die grössten Seen und deckt mich mit den entsprechenden Wassermassen zu. Aber eben, nässer als pflotschnass kann ich ja nicht mehr werden. So gegen 17 Uhr erreichte ich die PaknampranBeach, checkte in einem RiesenKasten ein und genoss die Annehmlichkeiten eines grossen Zimmers. Das Hotel hat Hunderte von Zimmern. Ich war der Einzige in der Bar und im leeren Restaurant fehlte der Koch. Es ist unheimlich, wie kompliziert die Thais vorgehen, um mir das zu erklären. Ich kriegte dann trotzdem noch etwas zu essen, in einem Restaurant an der mittlerweile sehr dunklen Strandpromenade. Etwas Gutes hat das Hotel: Morgenessen gibt's bereits ab 6 Uhr. Hoffentlich gibt es bis dann zumindest einen Hilfskoch.

Do, 6.10.2016, Phetchaburi. Bangkok, Samut Sakhon, Pak Tho, Phetchaburi. 159 km. Wetter: Am Morgen starker, danach leichter Regen. Ab Mittag schön, gegen Abend starke Gewitter.  RabiengRimnum, sFr 7.-- .

Ich startete um 6 30, vorher ist es zu dunkel. Ich fuhr alles entlang einer erst 6-spurigen dann 3-spurigen Schnellstrasse (pro FahrtRichtung) durch komplett ebene Landschaft. Fast alles war überbaut mit Industrie und Gewerbe. Es gab nur wenig landwirtschaftliche Umgebung. Ausser grossen Salinen mit entsprechend vielen SalzVerkaufsStänden. Es war zwar eine komfortable Strasse mit breiten Seitenstreifen, aber der Verkehr und der Lärm waren nicht das reine Vergnügen. Die Gewitter brachten sehr viel Wasser, noch mehr brachten allerdings die 6-Achser gleich auf der Spur neben mir. Wenn diese die 'Spurrinnen leeren' wird man mit Wasser richtig zugedeckt, und das bis hinauf zum Kopf.

Aufgrund der langen Distanz meldeten sich die Krämpfe und ich musste einige Male gehen um die Glieder zu beruhigen. In der Stadt habe ich kein Hotel gefunden, lediglich ein sehr einfaches GuestHouse am Fluss. Ein Restaurant gab es auch nicht, so ass ich auf der Strasse eine Nudelsuppe mit einem Cola - für 1 Franken 60. Erst bei der Heimkehr entdeckte ich, dass das GuestHouse ein Restaurant hatte. Es gab dann zumindest noch ein Bier.

Dass der Reifenhersteller Schwalbe/Marathon werben kann, seine Pneus seien unplattbar grenzt an Betrug. Schon am ersten Velotag fing ich einmal mehr einen Nagel ein. Kaum war der Schaden behoben merkte ich, dass mein Velo 'schlotterte'. Das vordere Radlager ist kaputt. Ich kam zwar noch in die Stadt, aber morgen muss ich zuerst eine Werkstatt aufsuchen. Hoffentlich gibt es hier solche Lager.

Mi, 5.10.2016, Bangkok: SightSeeing.

Per TuckTuck liess ich mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen. Vor allem die TempelAnlagen rund um den Königstempel sind sehr gross und beeindruckend. Der TouristenRummel darum herum allerdings auch. Ansonsten suchte ich erfolglos nach einer genaueren ThailandKarte und ich versuchte, das GratisNavi 'Here' lm OffLineModus endlich zum Laufen zu bringen. Und eine NackenRückenMassage machte mich fit für das Abendessen. Morgen starte ich nach Süden.

Mo/Di, 3./4.10.2016, Bangkok: Wetzikon, Kloten, Flug, Bangkok. Wetter in Bangkok: Bewölkt, 30°, sehr 'tüppig'. Nanda Heritage Hotel, sFr. 70.--.

Ereignisloser Flug nach Bangkok, keine Probleme mit dem Velo. Da fast ausschliesslich Autobahnen in die Stadt führten und ich kein Navi zur Verfügung hatte versuchte ich es mit Bus und Zug. Die lassen aber kein Velo rein. Schlussendlich mietete ich eine Van, der mich mich für sFr 20.-- zur ZentralStation in der Innenstadt brachte. Ich kurfte etwa 15 km bei Linksverkehr durch die Innenstadt (ich muss morgen meinen Spiegel auf die rechte Seite wechseln) und fand ein gutes Hotel. Abendessen für sFr 2.50 in einem nahe gelegenen AusgehViertel. Da's gerade so billig war konsumierte ich noch eine FussMassage auf der Strasse (passives GesundheitsTraining heisst das, übermorgen fängt dann das aktive an). Das heisst, morgen verbringe ich einen Tag in Bangkok. Do, 29.9.2916: Die Verschiebung des Beginns meiner Reise von Norden (Grenze Nepal, NordostIndien, Myanmar) nach Süden (ab Thailand) beschert mir leider Wetter mit wesentlich mehr Niederschlägen. In Thailand, Malaysia und Singapur dürfte ich an 10-20 Tagen/Monat Regen haben (ich bin 1-2 Monate zu früh unterwegs) und in Indonesien zwischen 5 und 15 Tagen (da bin ich 1-2 Monate zu spät unterwegs). Aber da die Temperaturen immer zwischen 25 und 35 Grad pendeln, dürfte ich das überleben. In Sri Lanka hatte ich nach vielen komplett trockenen Monaten durch Indien das gleiche, nasse Wetter (dabei liegt Sri Lanka gleich neben Indien).

Di, 27.9.2016: Während Wochen plante ich, auf dem Landweg durch Myanmar (Burma) zu kommen. Dies, nachdem ich einen Typ bekommen habe, dass dies seit einiger Zeit möglich sei. Mit dem Flugzeug nach Myanmar zu kommen ist kein Problem, auf dem Landweg allerdings schon. Ich wäre bei Tamu von Indien nach Myanmar eingereist und über Mae Sot nach Thailand ausgereist. So die Theorie. Da ich über die Landesgrenzen allerdings zwingend wieder über die gleiche Grenze hätte ausreisen müssen stellte ich mir ein UmwegsSenario vor mit Tausenden Kilometern Bus-Rückfahrten und einem Flug von Imphal über Kalkutta nach Bangkok vor (Schwarze Linien). Das war natürlich Unsinn. Und so modifizierte ich die Reise nach Süden. (Untere Bilder zur Vergrösserung anklicken)

So,25.9.2016: Abschiedsfeier mit ganzer Familie incl. 5 Enkeln im Garten bei schönstem Wetter. Die Torte von meiner Schwiegertochter Marion zeigt das Velo und den Velofahrer samt geknöpftem Nastuch auf dem Kopf, ohne das ich tatsächlich keinen Kilometer fahre.

September 2016: Ab anfangs Oktober werde ich an dieser Stelle wieder jeden Tag einen Reisebericht erstellen und mit Fotos am Ende des Tages ins Netz stellen. Ich freue mich auf Ihren Besuch.