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Ab Beginn der Reise erstelle ich jeden Tag einen Tagesbericht samt Fotos, allerdings, nur wenn ich W-Lan zur Verfügung habe. Das Tagebuch beginnt zuunterst auf dieser Seite, der neueste Eintrag ist zuoberst. 

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 Tagebuch TransAmericana

 

Zusammenfassung TransAmerica

Velodistanz ab Start in Wetzikon/SanFrancisco am So, 14.4.2019 -  Fr, 14.6.2019: 6482 km. Davon 47 aktive Velotage, 15 Reise und Ruhetage. Durchschnittliche VeloDistanz pro aktivem Velotag: 138 km

Summary

Californien (Von SanFrancisco bis Pohrump). Ich konnte die SierraNewada mit Bergen über 4000 müM resp. den Yosemite NationalPark wegen WinterSperrung der Pässe nicht durchfahren und musste darum einen grossen nördlichen Umweg über LakeTahoe fahren. Die DurchQuerung des DeathValley brachte mich an meinen Anschlag. Hier hat mir mein Körper wieder gnadenlos meine Grenzen aufgezeichnet. Für mich war das so quasi ‚Matthäi am Letzten‘. Ich habe wieder einmal tüchtig den Kopf angeschlagen. Gut so!

Nevada (von Pahrump bis Caliente). Auch ab LasVegas musste ich nochmals einen grossen nördlichen Umweg fahren. Die einzige direkte Strasse nach Osten war eine Interstate und die ist für mich nicht befahrbar

Utah (von Caliente bis Page). Ich hatte viel Schnee, überquerte einen geradezu traumhaften Pass, den Brians Head auf 3000müM und fuhr durch schönste Landschaften bis nach Page.

Arizona (Page bis Cortez). Ich bin verliebt in Page, dh natürlich in den LakePowell, resp. in den GlennCanyon, eine der schönsten und skurilsten, überhaupt vorstellbaren Landschaften. Durch Navayo- und ApacheReservate erreichte ich nach einem 200km-Schinder Cortez.

Colorado (von Cortez nach Lamar). Nach einem halben Ruhetag im historischen Durango überquerte ich den WolfCreek Pass auf 3300müM, nur um einen Tag später bei Neuschnee und klirrender Kälte mit völlig vereistem Wechsel zu kämpfen. Die ganze Schaltung war ein einziger EisKlumpen. Über einen weiteren Pass begann die grosse Abfahrt in die ‚GreatPlains‘. Nach einem 217km-Tag erreichte ich Lamar.

Kansas (von Lamar bis KansasCity). Die Great Plains liefern 60% allen Rindfleischs und 50% allen Getreides für die USA. Dabei war das ganze Land aufgrund sehr grosser NiederSchläge derart ‚versoffen‘, dass, Mitte Mai, noch kaum ein m2 unter den Pflug genommen werden konnte.

Missouri (von KansasCity bis St.Louis). Zwei Wochen nach meiner Reise durch das flache Missouri wäre ich wohl gar nicht mehr durchgekommen. Es wurde alles überschwemmt, auch viele Strassen. Aber so kam ich nach St.Louis und bewunderte den grossartigen ‚Great Arch‘, das Tor zum Westen. Ein ungeheures Bauwerk.

Illinois (von St.Louis bis Vincennes) Hier fing ich an zu zweifeln, ob wirklich die Nässe der Grund war, dass nichts mehr angepflanzt wurde oder nicht die Tatsache, dass die Chinesen aufgrund Trumps HandelsStreit keine landwirtschaftlichen Produkte (Soya und Mais) mehr einkaufen. Denn in dieser hügelichen Gegen konnte alles Wasser abfliessen.

Indiana (von Vincennes bis Aurora).In Vincennes wurde ich Zeuge eines grossartigen HistorienSpektakels zu Erinnerung an an die Eroberung des Westens mit sicher hundert entsprechend gekleideten Veteranen. Und auch die vielen Frauen waren gekleidet wie im 18. JahrHundert.

Ohio (Aurora bis Dunkirk). Schon VerkehrsZeichen deuteten darauf hin, dass Pferdekutschen auf den Strassen erlaubt sind. Und dann kamen sie, die Amischen, in kleinen Kutschen mit einem  Esel vorgespannt. Ein Elternpaar und 6 Kinder, die mir allesamt frenetisch zuwinkten.

Pensilvenia. Über eine kurze Strecke kam ich entlang des ErieSees durch die Stadt Erie und in den Staat NewYork.

New York (Erie bis Pittsfield). Natürlich, das HauptEreignis waren die NiagaraFälle. Ein unbeschreibliches NaturSpektael. Eigentlich konnte ich mich nicht sattsehen daran.

Massachusets (von Pittsfield bis Boston). Eine sehr hügelige Landschaft, sehr schön, aber sehr anstrengend. Im Herbst, also im ‚Indian Summer‘ muss die Gegend fantastisch sein. 2/3 der Landschaft bestehen aus Wald, grösstenteils aus LaubBäumen, die Farbenpracht ist wohl überwältigend. Und eben: Boston war mein Ziel, das Ziel der TransAmerican, aber auch das Ziel meiner Reise‘ Rund um die ganze Welt‘. Ich bin angekommen.

Do/Fr, 13./14.6.2019, Heimflug. Wetter in Boston: Regen, 20°.

Um 10 Uhr verliess ich mein Motel und fuhr 13km durch den Regen zum Logan-Airport. Ich nahm das Velo mit in die HerrenToilette, verstaute meine nasse RegenBekleidung in die Saccochen und wechselte von Sport- zu Zivilkleidung. Es war dann das erste Mal, dass ich das Velo nicht in einen Karton verpacken musste, es wurde als Ganzes angenommen. Und dann fingen 9 Stunden Warten an. Aber ich bin ein unablässiger ‚Schlenderer‘ und hatte keine grosse Mühe damit. Pünktlich um 21 45 startete der Flieger und landete genauso pünktlich um 11 00 in Kloten Roman holte mich ab und damit kam ich gerade noch rechtzeitig zum Begräbnis meines Schwagers, der nach vielen Jahren Alzheimer endlich sterben durfte.

Mi, 12.6.2019, Boston, Wartetag. Wetter: Schön, 20°.

Di, 11.6.2019, Boston. Wartetag. Wetter: am Morgen Regen, Nachmittag schön, 20-25°.

In Boston endete meine Reise, übrigens etwa 300 km weiter östlich von NewYork und damit habe ich nicht nur die TransAmericana geschafft, sondern die Reise um die ganze Welt. Mit dieser Reise fuhr ich vom von SanFrancisco am Pazifik bis nach Boston am Atlantik. 2012 fuhr ich von Lissabon am Atlantik nach Wetzikon (allerdings umgekehrt), 2014 von Wetzikon nach SanktPetersburg in Rissland und 2018 von Sankt Petersburg nach Vladiwostok am Pazifik. Das tönt nach viel, ist allerdings nur gut ein Viertel aller meiner Reisen.

Mo, 10.6.2019, Boston, 70km. Wetter: Schön, 20°. Unterkunft: Motel TownLine Inn, sFr 152.—.

Ich fuhr heute durch vorwiegend innerstädtische Bezirke, war ziemlich schnell und erreichte die City und den HafenBezirk schon um 11 Uhr. Ich sicherte mir ein neues DatenVolumen bei Swisscom und suchte roamenderweise nach Hotels in der City über booking.com. Dass Boston die wohl teuerste Stadt der USA ist wusste ich zwar, dass es aber nichts unter 1000 $/Nacht gab brachte mich langsam ins Schwitzen. Nach langem Überlegen setzte ich mich wieder in den Sattel und fuhr 10km nach Norden. Was ich allerdings in diesem ziemlich dürftigen Motel bis zu meinem Abflug am Donnerstag machen soll, weiss ich nicht. Nach langem Suchen fand ich zumindest einen BarberShop und der stutzte meine Haare, vor allem aber meinen Bart derart, dass dieser als solcher kaum mehr wahrzunehmen ist. Zumindest ein recht gutes Restaurant gibt es in der Nähe.

So, 9.6.2019, Irgendwo, 170km. Pittsfield-Northampton-Brookfield-Worchester-Irgendwo. Wetter: Wolkenlos, 25°. Unterkunft: Motel EconoLodge, sFr 90.—.

Auch heute startete ich wieder um 05 00 im Halbdunkel, erneut aber bei schönstem Wetter. Ich fuhr 60 km durch eine absolut verschossene HügelLandschaft. Da gab’s nur Wald, mal ein Haus und 2 Hektaren gepflegten Rasen darum herum. In einem Restaurant stieg ich um 8 Uhr ab und konnte einem währschaften Morgenessen mit einem Ei und Speck nicht widerstehen. Seit meinem FleischSchock in DodgeCity war dies das erste Morgenessen das nicht nur aus CornFlakes bestand. Ich kann mir vorstellen, dass hier der Herbst eine unglaubliche Farbenpracht herzaubert, denn 90% aller Bäume sind LaubBäume. Der ‚Indian Summer‘ wird denn ja auch als Wunder von NordOstAmerika besungen.

Die Fahrt führte mich auch an vielen Wassern vorbei. An grossen und kleinen Seen, die meisten sind aufgestaut, an Bächen und Flüssen, zB dem Connecticut River vorbei. Es war eine sehr anstrengende Fahrt mit viel VeloStossen aber dank dem wunderbaren Wetter in einer sehr schönen Landschaft der Traum eines VeloFahrers. Hinter meinem Motel gab‘s einen Indian Market und darin ein Indian Restaurant. Es war wirklich indisch, scharf wie der Teufel, aber das kenne ich ja zur Genüge. Was mich dann aber wirklich erstaunte: Im sehr grossen LebensmittelLaden verkehrten fast ausschliesslich Inder. Es muss hier ein Nest geben. Aber dann schlief ich sehr schnell ein, unbesorgt, den die morgige Fahrt zum Ende meiner Reise betrachte ich als SpazierenFahren.

Nachtrag: Bei Albany, der Hauptstadt des Staates New York überquerte ich einen grossen, schiffbaren Fluss. Es war der Hudson River, der nach NewYork fliesst. Ab Albany wurde über den Mohawk River, der bei Albany in den Hudson mündet schon vor 1800 ein Kanal gebaut zum Lake Ontario und von da über den ErieKanal, um die NiagaraFälle zu umgehen zum ErieSee und somit ganz allgemein zu den grossen Lakes. Damit, und erst damit wurde NewYork zur grossen Dominante in der Gegend, den damit wurde NewYork mit grössten Teilen der damaligen Vereinigten Staaten verbunden. Zuerst war also Albany und erst dann NewYork.

Sa, 8.6.2019, Pittsfield, 170km. RichfieldSprings-Esperance-Albany-Grenze zu Massachusetts-Pittsfield. Wetter: Wolkenlos, 25°. Unterkunft: Motel Berkshire Inn, sFr 95.—.

Heute nahm ich mir eine grössere Distanz vor, damit ich es in den letzten zwei Tagen etwas ‚ringer‘ habe. Ausserdem musste ich wieder einmal mit Gegenwind rechnen. Ich startete deshalb um 5 Uhr. Es war zwar noch halbdunkel, dafür hatte ich die Strasse für mich. Mir fiel heute auf, dass das ganze Land, durch das ich fuhr zu mindestens 2/3 aus Wald bestand mit einigen GrasWeiden aber kaum mehr mit geackertem Land. Durch Albany, der Hauptstadt des Staates NewYork fuhr ich durch und musste wider Erwarten einen veritablen Pass überqueren.

Kurz vor meinem Tagesziel überquerte ich die Grenze nach Massachusetts, dem letzten Staat meiner Reise und wie immer in den letzten Tagen einer grossen Reise wird mein Heimweh immer stärker. Das habe ich während der ganzen Reise nie, in den letzten Tagen aber intensiv. Ich will jetzt nur noch heim. Noch liegen allerdings 250 VeloKilometer dazwischen, aber es scheint, dass zumindest der morgige Tag wieder mit prallem Sonnenschein aufwartet.

Fr, 7.6.2019, RichfieldSprings, 135km. Scaneateles-Cazenovia-WestWinfield-RichfieldSprings. Wetter: Wolkenlos, 20-25°. Unterkunft: VillageMotel, sFr 112.—.

Ich fuhr durch sehr schöne, anfangs wellige, dann hügelige und manchmal sehr hügelige Landschaften mit vielen Anstiegen, wo ich das Velo stossen musste; auch durch ein Tal, das sich Apple-Valley nannte, mit grossen ObstPlantagen also. Auch dank des wunderbaren Wetters war das ein sehr schöner VeloTag.

Heute habe ich den 6000-sten Kilometer durchfahren.

Do, 6.6.2019, Skaneateles, 78km. Wetter: Nebel und NieselRegen, Nachmittag schön, 15-20°. Unterkunft: Skanhotel, sFr 110.—.

Heute hatte ich wieder einmal die Wahl, entweder 210 km zu fahren oder die Distanz zweizuteilen. Ich entschied mich für das Zweite. Das heisst, ich hatte heute einen einfachen Tag. Während Stunden herrschte Nebel und Hochnebel, vor allem aber ein beständiger NieselRegen. Es ging wieder durch welliges Land ohne ein Highlight. In Skaneateles (ein indianischer Name) stieg ich in einem sehr schönen kleinen Hotel ab und war erstaunt über das schmucke Dorf am Ende eines der vier FingerSeen. Mittlerweile herrschte wolkenloses Wetter und ich buchte für den  Abend eine DinerCruise auf einem schönen Boot auf dem wunderschönen See mit kristallklarem Wasser.

Ich kann ja von Glück reden, dass ich nicht in diesen Tagen durch Missouri fahren musste. Die Ländereien sind grossflächig überschwemmt, Missouri und Mississippi-River haben HöchstStände, Saint Louis steht teilweise unter Wasser. Eine der grössten Fluten seit Jahrzehnten. Vergleiche kommen auf mit 1993, als New Orleans überflutet wurde. Und wie diese Farmer ihre gigantischen Felder diesen Sommer noch bebauen werden ist für mich ein RiesenRätsel.

Mi, 5.6.2019, Canadaigua, 166km. NiagaraFalls-Tonawanda-Batavia-Avon-Canadaigua. Wetter: Bedeckt, Regen, 20°. Unterkunft: Motel Super8, sFr 100.—.

Da ich den ganzen Tag mit nassem Wetter rechnete startete ich um 6 Uhr in kompletter RegenMontur. Es blieb dann zwar weitgehend trocken, die letzten 3 Stunden allerdings regnete es durch. Ich fuhr durch eine wellige Landschaft und mir fiel einmal mehr auf, dass mehr als die Hälfte der Felder dieses Jahr noch keinen Pflug gesehen haben — anfangs Juni!

Di, 4.6.2019, NiagaraFalls, Ruhetag. Wetter: Bewölkt, 20°.

Es gab noch ein InformationsCenter. Ich lernte da viel über den Kraftwerkbau und darüber, wie Nicola Tesla zusammen mit Westinghouse (auch Erfinder der DruckluftBremse) das WechselstromPrinzip durchboxten, indem sie den Strom von hier bis nach NewYork transportierten und somit Edison als GleichstromFavorit ausbooteten, denn für lange Distanzen ist Gleichstrom ungeeignet. Aber auch, dass riesige Eismassen vom zugefrorenen Lake Ontario bei SchneeSchmelze über die Fälle donnerten und eine frühe EisenbahnBrücke zum Einsturz brachten und davon, dass das erste GrossKraftwerk, das an die Felswand der NiagaraSchlucht gebaut war komplett zerstört wurde, weil die Felswand dahinter einstürzte. Es ist eben nichts für die Ewigkeit gebaut. Schon darum nicht, weil sich die WasserKannten jedes Jahr um 1.8 m flussaufwärts verschieben (seit der Reduktion der Wassermengen entsprechend weniger).

Danach überquerte ich die Brücke auf die kanadische Seite. Von da sieht man die Fälle aus einer ganz anderen Perspektive. Ausserdem ist die kanadische Stadt NiagaraFalls touristisch viel attraktiver, da läuft wirklich etwas. Durch den kanadischen Zoll ging‘s problemlos, zurück nach den USA musste ich aber eine halbe Stunde anstehen.

Am Abend in einer sogenannten SportsBar mit mindestens 20 laufenden Fernsehern mit verschiedensten Sportarten war auf dem grössten Bildschirm ein Match im Gange: Federer gegen Wawrinka! Morgen nehme ich noch die letzten knapp tausend Kilometer unter die Räder.

Mo, 3 .6.2019, NiagaraFalls. Ruhetag. Wetter: Leicht bewölkt, 15°.

Die NiagaraFälle liegen zwischen dem Lake Erie und dem Lake Ontario und haben eine FallHöhe von 57m, der Rheinfall hat eine solche von 23m. Etwa 6000 m3/sec (Rheinfall 370) würden durchschnittlich über die Fälle fliessen. Das tun sie allerdings schon längst nicht mehr. Während der Nacht und im Winter gehen 3/4 durch Turbinen zur StromErzeugung, während des Tages fliesst die Hälfte des Wassers noch über die Fälle. Die Wasserfälle werden also am Morgen für die Touristen wieder ‚eingeschaltet‘. Schiffe zwischen den beiden Seen umfahren die Fälle über einen Kanal.

Trotzt der reduzierten WasserMenge sind die Wasserfälle ein gigantisches SchauSpiel. Am Morgen fuhr ich mit einem Boot unter die Fälle und konnte die WasserMassen von unten erfahren. Mit einem Lift kommt man aber auch auf dem ‚Landweg‘ bis fast zuunterst der Fälle. Die Eindrücke sind überwältigend. Morgen bleibe ich nochmals einen Tag hier.

So, 2.6.2019, NiagaraFalls, 110km. Dunkirk-Buffalo-NiagaraFalls. Wetter: Regen, abends schön, 10-15°. Unterkunft: Hotel Quality Inn, sFr 115.—.

Heute musste ich wieder einmal leiden. Nach den schönen letzten Tagen mit fast durchgehendem RückenWind regnete es heute den grössten Teil des Tages, es war kalt und erst in der letzten Stunde meiner Fahrt wurde es trocken und der Himmel hellte auf. Ich dachte, heute muss ich wieder tief in die Tasche greifen, denn die Hotels rund um die NiagaraFälle werden mich ordentlich schröpfen. Im TourismusOffice mit freiem W-Lan fand ich über booking.com das Gegenteil heraus. Der Preis aller Hotels ist sehr moderat und ich buchte für zwei Nächte. Dann schnupperte ich mich durch den Niagara NationalPark durch mit den gigantischen Wasserfällen und war, bei mittlerweilen schönstem Wetter schlicht wieder begeistert (ich war vor 50 Jahren, als Student, schon mal hier). Morgen habe ich mehr Zeit und ich freue mich auf einen Ruhetag.

Sa, 1.6.2019, Dunkirk, 135km. Conneaut-Grenze zu Pennsilvania-Erie-Grenze zu NewYork-Dunkirk. Wetter: Schön, Regen, 20°. Unterkunft: Motel Econo Lodge, sFr 107.—.

Ich fuhr heute durch eine leicht wellige Landschaft, auf einer Strasse in ausgezeichneter Qualität, sehr seenah und nur mit Lokalverkehr ohne Lastwagen. Es gab viel Wald und sehr viel RebBau, sehr lange ‚WohnQuartiere‘ mit einem NormalAbstand der Häuser von 50-100 m zueinander. Ich fragte dann einen Bewohner, woher diese Häuser ihr Wasser hätten. Antwort: Jedes einzelne Haus, nicht einige zusammen, hat seine eigene GrundwasserFassung. Das Abwasser geht in einen Tank, die FlüssigKomponente überläuft (ins Grundwasser??) und nach 5-7 Jahren werden die Festbestandteile abgepumpt. Ich erreichte meine Unterkunft noch ganz knapp vor einem Regenschauer und war froh, heute einen etwas längeren Abend zu haben mitl einem Nachtessen in einem Applebee, da gibt es wieder Pasta.

Fr, 31.5.2019, Conneaut, 172km. Medina-Cleveland-Mentor-Conneaut. Wetter:Schön, 20-25°. Unterkunft: LakeSide Motel, sFr 75.—.

Anfänglich ging die Fahrt durch hügelige Landschaft, dann fuhr ich durch die GrossStadt Cleveland am Lake Erie (an den Great Lakes) und nach NordOsten immer in Seenähe bis nach Conneaut (auf englisch fast nicht auszusprechen: ‚Connea‘ oder so). Ich fand nach langem Suchen und mit grossen Komplikationen ein sehr kleines Motel, direkt über dem Lake Erie.

Do, 30.5.2019, Medina, 148km. Marion-Mansfield-Ashland-Medina, Wetter: Bedeckt, Regen, 20-25°.Unterkunft: Hotel Model6, sFr 74.—.

Ich fuhr durch eine wieder hügelige Landschaft, durch viel Wald, und wunderte mich über ein VerkehrsZeichen mit einer Kutsche. Aber nicht lange und da kreuzte ich eine. Es waren Amische, eine GrossFamilie in einer sehr altertümlichen Kutsche mit mindestens 5 Kindern, einen Esel vorgespannt, trabenderweise auf dem FreeWay. Sie winkten wie verrückt. Die Amischen sind eine religiöse Gruppierung, die sich strickte weigert, irgend einen technischen Fortschritt der letzten 150 Jahre anzunehmen. Sie halten sich scheinbar immer noch daran.

Ich hatte schon immer Mühe damit, dass ich einfach einschlief. Im Auto (ich hatte auf der WalenseeStrasse fast einen TotalSchaden) und eben auch auf dem Velo. Ich merkte dann, ohne Schlaf falle ich schlicht ab dem Velo, und das ziemlich schnell. Das StrassenBord war gemäht, noch nicht ganz trocken, aber das spielte ohnehin keine Rolle, ich war ja schon den ganzen Tag in RegenKleidung. Ich legte das Velo ab und legte mich ans Bord. Innert Sekunden schlief ich ein. Irgendwann hörte ich eine Stimme. Ich muss fürchterlich benommen  gewesen sein, denn beim Aufstehen fiel ich fast wieder um. Eine ältere Dame kümmerte sich um mich, ich entschuldigte mich gebührend für die Umstände und fuhr ohne Probleme weiter. Aber das Nachspiel blieb natürlich nicht aus. Irgendjemand hatte die Polizei benachrichtigt und die fuhr dann mit zwei SteifenWagen auf. Aber die waren ja nur froh, dass alles in Ordnung war. Einer sah meinen Pass durch und konstatierte, dass ich in Russland war. Schlussendlich musste ich ihm sagen, dass Amerika, Coast to Coast mit 4000 Miles zwar sehr gross ist, durch Russland waren es aber 6500 Miles. Die vier Polizisten gratulierten mich fast zu Tode.

In einem Restaurant neben meiner Unterkunft (es regnete in Strömen) zählte ich 45 Fernseher. Ich bestellte, da es keine Pasta gab ChickenWings, die kleinste Portion des Kleinsten. Schlussendlich musste ich resigniert aufgeben und fast die Hälfte stehenlassen. Ich bin ja wirklich ein Exote in diesem Land. Aber wenn dann wieder einige von diesen ThreeHundredPounders hereinkommen, zum WeiterEssen mit den dreifachen Portionen, nicht zum Abnehmen, dann schäme ich mich zwar, nicht aufgegessen zu haben — und vergesse mein schlechtes Gewissen wieder geflissentlich.

Mi, 29.3.2019, Marion, 151km. Xenia-London-Delaware-Marion. Wetter: Wechselnd bewölkt, 25°. Unterkunft: Motel Best Value Inn, sFr 78.—.

Wie gestern hatte ich wieder einen phantastischen Rückenwind( ausser die letzten 30km, da hat sich die Windrichtung um 90° verschoben). Heute sah ich zum ersten Mal auf der ganzen Reise Traktoren an der Arbeit. Es wird also tatsächlich noch gepflügt und mit riesigen Maschinen angesät. In dieser Gegend ein Jahr Bohnen, das anderen Mais. Es war heute den ganzen Tag flach, zu sehen gab‘s nicht viel, zu fotografieren gar nichts.

Heute habe ich den 5000-sten Kilometer durchfahren.

Di, 28.5.2019, Xenia, 147km. Aurora-Hamilton-Lebanon-Xenia. Wetter: Schön, 30°. Unterkunft: Hotel Ramadan, sFr 84.—.

Ich umfuhr Cincinatti und überfuhr die Grenze von Indiana nach Ohio durch eine liebliche Wohngegend mit grossen Einfamilienhäusern. Das heisst, die Häuser waren gar nicht so gross, der Rasen darum herum aber schon. So zwischen einer halben und zwei Hektaren Rasen darum herum waren fein säuberlich gemäht.

Aber mittlerweile machte mich etwas stutzig, sehr stutzig. In Kansas und Missouri mit den überschwemmten Ebenen, wo kein Traktor mehr hineinkommt glaubte ich der Geschichte noch, dass aufgrund das Nässe die Vegetation einen Monat hinter dem normalen Fahrplan liege. Im Osten von Indiana, vor aber in Ohio, einer flachen HügelLandschaft fing ich an zu zweifeln. Hier hat alles eine Neigung, das Wasser fliesst also ab. Von versoffenen Feldern ist keine Rede mehr. Und trotzdem ist fast nichts untergepflügt und angebaut. Und wir haben nun Ende Mai. Als ich meinen Hotelier darauf ansprach merkte ich, dass ihm das Thema etwas peinlich war. In einem Restaurant bei einer Nudel/HühnerSuppe fing ich an zu googeln. Kurzfassung: 1/3 aller SoyaBeans aus dieser Gegend gingen in den letzen Jahren an China (übrigens für  die SchweineMast). Brasilien und Argentinien erben. 90% der Exporte fallen weg. Das ergibt 8Mia Verlust für die Farmer. Und ein Farmer sagt über den HandelKrieg mit China: We are at the loosing end of the deal. "A very wise man once told my grandfather one time 'You don't fight with another country over food, they don't forget stuff like that.'" Ich finde das sehr beeindruckend.

Mo, 27.5.3019, Aurora, 150km. Bedford-Seymur-Aurora. Wetter: Leicht bewölkt, 25°. Unterkunft: Hillcrest Motel, sFr 65.—.

Ich hatte heute einen anspruchslosen Tag durch eine langwellige Landschaft. Das Motel lag einsam neben meiner Strasse ohne jegliche andere Infrastruktur. Da ich eine Stunde vorher bei Subway ein Sandwich gegessen hatte und ausserdem noch mit genügend Flüssigkeiten versehen war stieg ich ab und kam dadurch in den Genuss eines gegenüber der letzten beiden Tage viel längeren Abend. Richtig Zeit, um Zeitungen nachzulesen.

So, 26.5.2019, Bedford, 169km. Olney-Vincennes-Washington-Shoals-Bedford. Wetter: Wechselnd bewölkt, Regen, 25°. Unterkunft: Motel Mark3, sFr 51.—.

Vor Vincennes überquerte ich den Wabash-River und somit die Grenze von Illinois nach Indiana. Gleich danach wurde ich Zeuge eines Zeremoniells zu Ehren von George Rogers Clark, respektive zum Gedenken an den ‚American Revolutionary War’ oder den ‚American War of Indipendence’ in den Jahren 1775-1783. Clark gilt  als der Mann, der den Engländern riesige Gebiete östlich des Mississippi abnahm. Übrigens: Viele der Befehle, die da erteilt wurden waren in deutsch.

Aber dann fing der Ernst des Lebens wieder an. Das Gelände wurde hügeliger und dann wirklich hügelig, ausserdem regnete es immer wieder. In Bedford kam ich erst um 7 Uhr an und nahm Quartier im ersten Motel mit einem FastFoodSchuppen in Sichtweite. Wieder alles andere als ein EdelZimmer, aber das Bett war OK und die Duche funktionierte.

Sa, 25.5.2019, Olney, 203km. SaintLouis-Carlile-Flora-Olney. Wetter: Wechselnd bewölkt, 30-35°. Unterkunft: Motel Royal-Inn, sFr 55.—.

Vom Balkon meines Zimmers im 23 Stock machte ich noch ein letztes Foto vom Arch in verliess die Stadt über den Mississippi-River. Damit überschritt ich gleichzeitig die Grenze von Missouri nach Illinois. Nach etwa 10 km durch verfallende und verwahrloste Stadtgebiete fuhr ich wieder durch total ebenes Gelände und auch in Illinois sind noch immer 90% der riesigen Felder nicht unter den Pflug genommen worden. Auch hier sind die Böden noch viel zu nass. Auf dem Mississippi konnte ich gestern übrigens keine Flussfahrt unternehmen, der SchiffsVerkehr ist wegen Hochwassers eingestellt. Ich merkte schnell, dass ich heute weit kommen werde. Diesen Rückenwind musste ich ausnützen. In Onley musste ich allerdings um eine Unterkunft fürchten. Ein erstes, grösseres Hotel war ausgebucht und bei einem zweiten erhielt ich noch das letzte Zimmer. Ein sehr dürftiger Ort zwar, aber ich war sehr froh, überhaupt untergekommen zu sein.

Fr, 24.5.2019, StLouis, Ruhetag. Wetter: Schön, 30°. Unterkunft: Hotel CrownPlaza, sFr. 230.—.

Die Preise der Hotels schwanken unheimlich. Checkte ich gestern noch in diesem Hotel ein, weil ich den Preis für ein InnenstadtHotel noch für angemessen hielt erschrak ich dann aber über den Preis einer ZusatzNacht. Ich blieb dann trotzdem.

Aber dank diesem Ruhetag in einer grossen Stadt fand ich, nach langem Suchen zwar, einen BarberShop in dem mir alle Haare am Kopf angemessen zurückstutzt wurden. Ich komme wieder richtig zivilisiert daher. Und noch wichtiger: Ich fand einen Veloladen und konnte meinen verloren gegangenen Spiegel ersetzen. Bis jetzt wurden mir alle Spiegel abgeschlagen und deshalb kaufte ich den nächsten Ersatz auch noch. Ich bin sehr beruhigt, denn ohne Spiegel in dichtem Verkehr ist velofahren ist reines Hazardeurentum.

SaintLouis besitzt eines der grossartigsten Bauwerke von Amerika. ‚The Gateway to the West‘. The ‚Big Arch‘. Ein gewaltiger Bogen aus Beton und Stahl, vollständig verkleidet mit rostfreien Stahlblechen, 192m hoch und eine Homage daran, dass St. Louis vor 150 Jahren das HauptTor für die Expansion der USA in den Westen war. Mit einer der ersten EisenbahnBrücken über den Mississippi. Und diese Entwicklung führte zur gewaltigen Expansion der USA. Dies, indem alle IndianerStämme in Reservate verdrängt wurden, den Mexikanern ganz Texas, NewMexiko, Arizona und vor allem Kalifornien (die diese vorher den Indianern abgenommen hatten) durch Kriege und teilweise etwas friedlicher erobert hatten und ganz Louisiana, das aber eigentlich das ganze Gebiet des Mittleren Westens bis hinauf nach Kanada abdeckte, von Napoleon zu einem SchrottPreis abgekauft wurde (Napoleon brauchte dringendst Geld für seinen Krieg gegen England).

Nachdem ich mir im eindrücklichen InformationsZentrum einen Film zur Konstruktion des gewaltigen Bogens angeschaut hatte (mir wurde fast schlecht: Die Arbeiter schreiten nichtgesichert mit LederSchuhen auf den Trägern herum!!) liess ich mich mit der KabinenBahn bis zuoberst des Arch‘s fahren. Die Sicht auf die Stadt ist gewaltig, ich war dann allerdings froh, wieder unten anzukommen zu sein. Meine ursprüngliche SchwindelFreiheit ist mir als ehemaliger AlpinKletterer tüchtig abhanden gekommen zu sein. Aber alles in Allem war das ein produktiver Tag.

Do, 23.5.2019, SaintLouis, 161km. NewFlorence-Hermann-Washington-St.Louis. Wetter: Bedeckt, Regen, schön, 20-25°. Unterkunft: Hotel CrownPlaza, sFr 155.—.

Während der Nacht regnete und stürmte es während Stunden. Ich war froh, dass ich nicht untertags in ein solches Wetter geraten bin. Im Fernsehen beim kurzen Morgenessen redete man vom Tornado und auch meine LandLady war besorgt über meine Weiterfahrt mit einem Tornado in der Gegend. Ich fuhr dann weiter bis über den MissouriRiver nach Hermann und fragte mich, warum ich nicht den Mut gehabt hatte, gestern bis hierher zu fahren. Ein schmuckes Städtchen und zwei Motels hätte es auch gegeben. Ich werde wohl etwas übervorsichtig.

‚Get the kick, on Route sixtysix‘. Zumindest heute bin ich nicht nur durch eine schöne, wieder hügelige Landschaft gefahren, sondern mindestens 100km auf der legendären ‚Route66‘. Einen zusätzlichen Kick habe ich dadurch zwar nicht erhalten, aber den habe ich auch gar nicht gebraucht. Mir reicht mein innerer Antrieb noch.

Ich fuhr bis in die Innenstadt, gleich neben dem ‚Arch‘, dem legendären ‚Tor zum Westen‘. Natürlich gab es dort nur die teuersten Hotels. Aber eine PferdeKutscherin (wie in Wien) gab mir einen Tip. Natürlich, das Hilton gleich gegenüber war viel schöner, aber auch 2-3 Mal teurer. Ich werde morgen einen Ruhetag einschalten. Ob ich mir diesen allerdings zeitlich leisten kann bin ich mir nicht so sicher.

Mi, 22.5.2019, NewFlorence, 129km. Moberly-Sturgeon-Mexico-Martinsburg-NewFlorence. Wetter: Schön, 25°. Unterkunft: Motel BestValueInn, sFr 73.—.

Am Morgen waren noch alle Äcker und Felder platschnass und noch nicht bearbeitet. Ein Gespräch mit zwei Farmern bestätigte meine Vermutungen: Die ganze Vegetation ist einen Monat verspätet aufgrund wochenlangem exzessivem Regen. Der MissouriRiver und der Mississippi hätten HöchstStände. Allerdings würde sich die Vegetation wieder erholen, auch mit einem Monat Verspätung bei der Aussaat. Weiter südlich gab es offensichtlich bei weitem nicht so viel Wasser, die Felder waren angesät und grün.

Di, 21.5.2019, Moberly, 66km. Wetter: Bedeckt, Nachmittag Regen, 15-20°. Unterkunft: Motel Super8, sFr 74.—.

Gestern hatte ich ja wirklich Glück. Ich war eigentlich kaum im Haus schüttete es los und es regnete praktisch die ganze Nacht durch. Am Morgen um 6 Uhr allerdings war es trocken und so blieb es bis Moberly. Allerdings, so einen Gegenwind hatte ich noch selten. Schon nach zwei Kilometer hielt ich das fünfte Mal an und wollte zurück. Aber ich hielt dann durch, meist mit einer Geschwindigkeit von unter 10 km/h und nur dank grösseren Waldstücken als Windbrecher erreichte ich Moberly. Um weiterzufahren reichte die Kraft nicht mehr, ganz abgesehen, dass es für die nächsten 130km keine gesicherte Unterkunft mehr gibt. Ich ging etwas essen und zurück in mein Motel, als es wieder stark zu regnen begann. Und es regnete wieder durch bis am Abend.

Es hat in Kansas und Missouri in den letzten Wochen sehr viel geregnet. Mir fiel nämlich auf, dass der grösste Teil der riesigen Felder noch gar nicht angesät sind, und das Ende Mai. Überall stehen riesige Eggen und AnsaatMaschinen parat, aber der komplett versumpfte und über sehr grosse Flächen überflutete Boden verträgt keine Maschinen. Morgen wird’s wieder schön und warm, aber der Gegenwind geht mir nicht verloren.

Heute habe ich den 4000-sten Kilometer durchfahren.

Mo, 20.5.2019, Brunswick, 166km. Wetter: Schön, bedeckt, Regen, 10-15°. Unterkunft: B+B Ashley, sFr 130.—.

Die heutige Landschaft war entweder topfeben oder flach hügelig. Die Äcker und Felder sind riesig und meist wird Mais angepflanzt. Ich fragte mich schon, für was denn so viel Mais gebraucht wird als ich an einem Ethanol-Werk vorbei kam. Da werden gigantische Mengen pflanzliche Biomasse zu Ethanol verarbeitet und dem Benzin beigegeben. In Brunswick hätte es drei Hotels geben sollen. Es gab keines. Ich fand aber ein B+B. Allerdings, die ältere Dame sei pensioniert und nicht mehr im Geschäft. Mir blieb nach 160km gar nichts anderes übrig, als so ziemlich alle Saiten aufzuziehen, dass sie mich dann doch hineinliess. Allerdings, so ein feines Zimmer mit Stube habe ich noch selten gesehen.

So, 19.5.2019, KansasCity, Ruhetag. Wetter: Bewölkt, 15°.

Nebst einigen Spaziergängen habe ich das teure Zimmer vor allem benutzt um die AbstimmungsResultate in der Schweiz zu studieren (Steuer/AHV-Deal, WaffenGesetz), die NZZ am Sonntag zu lesen und zu schlafen. Morgen bin ich wieder auf dem Damm.

Sa, 18.5.2019, KansasCity, 70km. Bedeckt, Starkregen, 20°. Unterkunft: Hotel Phillips, sFr. 220.—

Ich hatte letzte Nacht wieder ernsthafte KrampfProbleme und es war klar, der morgige Ruhetag ist bitter nötig. Die Fahrt war nach dem fast durchgehenden Regen während der Nacht trocken. Dann aber in der Stadt legte es los. Ein heftiges Gewitter liess mich blitzartig unter ein TankstellenDach verschwinden. Aber es nützte nicht gerade viel. Der Regen liess etwas nach und ich machte mich auf die Suche nach einem Hotel. Aber eben: Ungemach kommt selten allein. Der Akku meines iPhons war alle. Beim Anschliessen meines PowerPacks wurde etwas nass und alle meine so gut vorbereiteten Informationen über Ort und Preise waren weg. Und es schüttete weiter. Ich fand dann zwar das Zentrum, dort ein preisgünstiges Haus zu finden war aber wohl Illusion.

Fr, 17.5.2019, Lawrence, 151km. Wetter: Leicht bewölkt, 30°. Unterkunft: Hotel Marriott, sFr 240.—.

Ich versuchte es heute wieder einmal mit einer Veloroute und wurde nicht gerade glücklich mit diesem Entscheid. Von den 150 km fuhr ich 100 km auf KiesStrassen, wobei die Hälfte davon aufgrund des sehr groben und ungebunden Schotters manchmal fast nicht fahrbar waren. Das Velo ratterte derart, dass sich mein Spiegel löste und ich ihn verlor. Als ich Lawrence erreichte verpasste ich die günstigen Motels und fuhr weit hinunter zum Fluss. Und dort gab es nur noch das Marriott. Aber ich war viel zu müde um nochmals zurückzufahren und blieb, nachdem mir der HotelDirektor den ursprünglichen Preis um 50$ reduzierte. Übrigens: Auch die Amerikaner akzeptieren nicht mehr widerspruchslos die traditionelle Hormonfütterung ihrer Kühe und es gibt auch Leute, die darauf achten, dass die Kühe ausschliesslich mit Gras gefüttert werden.

Do, 16.5.2019, CouncilGrove, 136km. GreatBend-Marion-StrongCity-CouncilGrove. Wetter: Schön, 30°. Unterkunft: Motel CottageHouse, sFr 74—.

Die letzten 50 km fuhr ich durch die FlintHills. Eine sanfte, liebliche, flache HügelLandschaft. Irgendwann kam ich zu einem InformationCenter und lernte dort viel über die ‚TallGras‘ Landschaft. Das ist die ursprüngliche Prairie-Landschaft auf früher unendlichen Flächen, die aber nur noch zu 4% existiert, der grösste Teil hier, in den FlintHills. 44 km2 gehören zum ‚National Prairie Preserve‘ und es ist bevölkert mit grossen BisonHerden.

Mi, 15.5.2019, McPherson, 107km. Wetter: Schön, 25-30°. Unterkunft: Motel Shure-Stay, sFr 88.—.

Nur gut 100 km, aber die hatten es in sich. Gegenwind ab der 3. Stunde. Es wurde langsam zum Verzweifeln. Zum Glück war das Wetter gut und die Strasse breit. In Conway fielen mir die riesigen petrochemischen Anlagen auf und die über weite Flächen verteilten oberirdischen VentilAnlagen. Die petrochemischen Anlagen fraktionieren Erdgas in verschiedenste NutzGase, wie zB Bhutan, Propan, Argon oder andere IndustrieGase. Die VentilAnlagen sind nur der sichtbare Teil einer gigantischen, unterirdischen LagerAnlage für petrochemische Produkte. Sie beinhalten 600‘000 m3 verarbeitete Öl-und GasProdukte, 1/3 der gesamten US-Vorräte.

Di, 14.5.2019, GreatBend, 141km. Wetter: Schön, 25-30°. Unterkunft: Motel GreatWestern, sFr 94.—

Der Westwind hat gehalten. Hunderte von Windrädern waren auf eine Distanz von 50 km gegen mich gerichtet. Dann gab’s keine Windmühlen mehr und der Wind hörte auf.

Schon bald nach Dodge City war ein ‚Point of Interest‘ angekündigt. Das sind immer Tafeln, die Interessantes über die Gegend aussagen. Dieser Point war aber speziell: Ich schaute auf den grössten Feed-Yard von Amerika und das Schild daneben klärte mich über einige GrössenOrdnungen auf. Doch der Reihe nach:

Im PrärieLand im Westen der Great Plains werden Rinder gezüchtet, unter geradezu idyllischen Bedingungen. Völlig frei und mit unendlich biel Platz, aber nur bis zu einem Gewicht von 300kg. Dann werden sie eben in die FeedYards, oder FeedLots gebracht und dort innert kurzer Zeit mit IntensivFutter, vorwiegend Mais auf knapp 500kg hochgemästet. Und idyllisch sind diese FeedYards überhaupt nicht. Jeder Schweizer empfindet das als Sauerei und mit unserem Tierschutz unter keinem Titel vereinbar. Dann werden die Tiere in die Schlachthäuser transportiert. Nun aber zu den Grössenordnungen.

DodgeCity nennt sich ‚Queens of CowTowns‘. Die FeedYards gerade vor mir liefern pro Woche 3600 ausgemästete Rinder aus. Der Schlachthof, an dem ich soeben vorbeigefahren war schlachtet 4000 Tiere — pro Tag. Kansas ‚verarbeitet‘ über 8 Mio Rinder pro Jahr und nur in der Gegend von Dodge City verkehren 1000 doppelstöckige SattelSchlepper für ViehTransporte. Die Great Plains liefern 60% allen Rindfleisches und 50° allen Getreides der USA. Die nachstehende Liste zeigt einen Abriss der FleischPreise bei Walmart:

In GrossPortionen: PouletSchenkel:  $1.15/ kg  PouletBrüstchen: $2.60/kg. SpareRips: $3.50/kg. Hackfleisch: $5.40/kG. BeefBurgers: $4.90/kg  Halber Schinken: $3.10/kg  Die sehr guten Stücke, portioniert sind etwa 2-3 Mal teurer.

Ich ass dann am Morgen wieder CornFlakes (Mais), am Mittag Pringles (Kartoffeln) und am Abend Pasta (Weizen).

Sonst war die Fahrt ereignislos. Ich bin mittlerweile vom trockenen PrärieGürtel in den feuchteren Teil der GreatPlains gefahren, in den ‚GrainBelt‘, in den Korngürtel also. Es gibt keine Pumpen mehr, das heisset, es hat genug Niederschläge (vor drei Tagen übrigens innert zweiTagen 250mm!!!, zum Glück war ich anderswo). Es gibt aber erstaunlicherweise immer noch viele, grosse Brachen.

Mo, 13.5.2019, DodgeCity, 90km. Wetter: Schön, 25°. Unterkunft: Hotel Holiday-Inn Express, sFr 134.—.

Das Internet ist eine grossartige Sache. Gestern habe ich mich gewundert, dass grossflächige Landschaften ganz offensichtlich brach gelassen werden. Das ist tatsächlich der Fall und es ist eine Methode um den Boden nicht auszulaugen und wohl auch um Wasser zu spare. ‚Dry farming’ nennt man das. Durch die intensive WasserEntnahme aus dem Ogallala-Aquifer (eine riesige GrundwasserStätte aus der letzten Eiszeit) ist diese Quelle fast erschöpft, und man macht sich Gedanken darüber, sehr grosse Teile der Great Plains wieder in Prärie zu verwandeln mit grossen freilebenden BüffelHerden. Das bestätigte mir heute auch ein Farmer mit sorgenvoller Mine. Heute begegnete ich den ersten Bikern, die gleich wie ich unterwegs waren. Allerdings fuhren sie die umgekehrte Route. Wir trafen uns somit genau in der Mitte.

Die heutige Fahrt war zwar ein kleiner Umweg, aber ich wollte ja die WirkungsStätte von Whyap Earp und anderer WesternHelden besuchen. Aber der Besuch war ein Flop. Die Amerikaner haben nun wirklich keine Ahnung, wie man aus einer glorreichen Historie ein TouristenErlebnis macht. Eigentlich wollte ich hier einen Ruhetag einschalten, aber der Ort eignet sich nicht dazu. Ausserdem habe ich morgen wohl für lange Zeit das letzte Mal wieder WestWind und den nutze ich aus.

So, 12.5.2019, GardenCity, 173km. Lamar-Siracuse-GardenCity. Wetter: Leicht bewölkt, 20°. Unterkunft: Motel GardenCity-Inn, sFr 81.—.

Mit einem fadengraden Rückenwind kam ich sehr schnell durch die fast vollständig ebene Landschaft. Ab Mittag jedoch kehrte der Wind (genau wie gestern) und kam von Norden. Ich sah viele Ölpumpen, von denen aber nur wenige in Betrieb waren. Ausserdem waren sie so klein, dass ich mich im LegoLand wähnte. Ich wunderte mich auch über grosse Felder mit installierten BewässerungsAnlagen, die aber weder gepflügt noch angesät waren, und das Mitte Mai!

Heute habe ich den 3000-sten Kilometer durchfahren.

Sa, 11.5.2019, Lamar, 217km. Walsenburg-LaJunta-Lamar. Wetter: Schön/bewölkt, 15-20°. Unterkunft: Motel PalaceInn, sFr 71.—.

Ich bin stark hinter meinem Zeitplan und stellte mir die Forderung, heute Lamar zu erreichen, um wenigstens etwas Zeit und Distanz einzuholen. Und die Zeichen standen gut. Ich habe gestern die BergWelt der Rockies hinter mir gelassen und fahre seit heute durch ‚The Great Plains‘, durch die grossen Ebenen des mittleren Westens. Am Morgen fuhr ich durch unendliche Prärie und ausser ein paar Rinderherden gab‘s nichts zu sehen. Ab dem Mittag wurde es wieder grün, dank natürlicher Bewässerung aus gestauten Seen im Norden, vor allem aber durch das Pumpen von Grundwasser. Ohne Bewässerung wächst ausser gelbem Gras nichts. In einem grossen Motel stieg ich ab und war sehr froh, dass ich in der Bar noch etwas zu essen kriegte.

Fr, 10.5.2010, Walsenburg, 124km. Alamosa-FortGarland-LaVetaPass (2850müM)- Walsenburg. Wetter: Bedeckt, 5°. Unterkunft: Motel Anchor, sFr 55.—.

Diese Nacht hat es zwar auch geschneit, aber ab dem Morgen gab es keine Niederschläge mehr. Ausserdem stieg die Temperatur wieder auf 5°. Zudem erwies sich der LaVetaPass als relativ flach und unter den, gegenüber gestern herrschende Verhältnissen ziemlich  einfach. Auf der 1000 HM-Anfahrt erfror ich allerdings beinahe, denn es blieb kalt.

Do, 9.5.2019, Alamosa, 50km. Del Norte-MonteVista-Alamosa. Wetter: Bedeckt, Schneefall, -5 bis +5°. Unterkunft: Motel 8, sFr 125.—.

Es schneite fast die ganze Nacht. Ich zog mir so ziemlich alles Verfügbare an Kleidung an. Am Morgen um 6Uhr schneite es immer noch leicht, doch ich kam im Pflotsch auf dem PannenStreifen ganz gut voran. Aber dann kam Wind auf und die Temperatur fiel deutlich unter Null. Der Pflotsch gefror, es wurde sehr eisig und ich musste auf die Fahrbahn ausweichen. Und damit begannen die richtigen Probleme. Von unten spritzte Wasser in mein SchaltSystem und gefror. Zuerst die Rädchen des Umwerfers, dann der Umwerfer selber (der war eingepackt in einem kompakten EisKlumpen) und dann waren auch die inneren, vorderen ZahnRäder gar nicht mehr als solche zu erkennen. Natürlich fiel über dieses Eis auch die Kette heraus. Zu allem Überfluss bremste mich das Eis zwischen HinterRad und Schutzblech immer mehr aus. Ich war dauernd am Eis abschlagen, Kette montieren und das Rad vom Eis zu befreien. Und das bei eisigem Wind und mit DoppelHandschuhen. Da mir zudem die Schuhe an den Pedalen anfroren fiel ich beim Absteigen fast um. Mit einem verzweifelten Ruck kriegte ich den Schuh noch von der Pedale. Ich fuhr ohne Schalten weiter, es knirschte und knackte fürchterlich aber mittlerweile war ich der immer neuen Eisbildung nicht mehr gewachsen.

In MonteVista durfte ich das Velo in einen TankstellenLaden nehmen. Ich ass ein Burrito zu einen Kübel Kaffe. Danach war alles Eis geschmolzen, ich entschuldigte mich für die Sauerei unter dem Velo und machte mich auf die Weiterfahrt. Und, wie schön, das Wetter hellte sich etwas auf, es blieb zwar kalt, aber die Strasse trocknete zusehends. Da ich mich bei diesen Schneeverhältnissen nicht über den NorthValetaPass (2850 müM) getraute blieb ich in Alamosa. Für morgen sind zwar auch keine besseren WetterVerhältnisse zu erwarten, aber: Kommt Zeit, kommt Rat.

Mi, 8.5.2019, Del Norte, 97km. Pagosa-WolfCreekPass (3309müM)-SouthFork-DelNorte. Wetter: Morgen Schön, dann bedeckt, 5-10°. Unterkunft: Hotel Walker, sFr 125.—.

Heute gibt‘s einen strengen Tag. Zumindest wusste ich heute morgen genau, was mich erwartet. Ich startete sehr früh und bis zum TreasuryFall konnte ich noch fahren, danach zog ich es vor, den Rest des Passes das Velo zu stossen. 3300 müM ist eine stolze Höhe, sie wird allerdings relativiert durch die Tatsache, dass ich in Pagosa ab einer Höhe von 2200müM gestartet bin. Trotzdem war ich froh, oben angekommen zu sein, denn hinter mir braute sich eine angekündigte Regenfront zusammen. Die Schussfahrt nach SouthForks wurde allerdings getrübt durch starken, böigen Seitenwind. Genau dieser Wind hat mich dann aber noch nach Del Norte getragen, übrigens vorbei einer BüffelFarm. Ich checkte wieder einmal in einem schon fast antiken Hotel ein mit einer wunderbaren Küche — aber da ich trotz gutem Englisch nicht alle Wörter kenne erhielt ich zu meinen LambChops ausschliesslich Rosenkohl. Ausgerechnet — ich erhielt danach noch Bohnen. Und dann erreichte die Regenfront den Ort.

Mit dem heutigen Pass habe ich die amerikanische WasserScheide überfahren. Ab jetzt fliesst für lange Zeit alles Wasser in das Missouri/Missisippi-System, also in den Atlantik und nicht mehr, wie in den letzten Wochen in den Pazifik.

Di, 7.5.2019, PagosaSprings, 102km. Wetter: Wechselnd bewölkt, 15-20°. Unterkunft: Motel SanJuan, sFr 85.—.

Lange Fahrt durch hügeliges Land, entlang mäandernder Bäche bis nach PagosaSprings. Ich war wieder früh in der Stadt und genehmigte mir ein Bad im HotTub (WhirlPool) des Motels. Wunderbar zur Entspannung der Beine.

Mo.6.5.2019, Durango, 74 km. Wetter: Wechselnd bewölkt, 20°. Unterkunft: Hotel Strater, sFr 120.—.

Gestern noch rel. flache, trockene Wüste, heute grünes Bergland, durchzogen mit Flüssen und Bächen; so nah liegen hier die völlig verschiedenen VegetationsTypen beieinander. Eigentlich wollte ich nach dem gestrigen Langstrecken-Erfolg bis nach PagosaSprings fahren, 165km. Dieses Ansinnen musste ich mir aber bald abschminken. Das Ziel schaffte ich heute durch diese bergige Topografie nie. Um die Mittagszeit erreichte ich Durango und checkte in einem aus dem 19. Jahrhundert stammenden Hotel ein. Von aussen unscheinbar, innen aber voll alter Pracht. Ich hatte einen Nachmittag Zeit, das attraktive Städtchen zu erkunden. Und das ist wirklich attraktiv, die Restaurants sind gediegen, es gibt nicht nur Hamburgers sondern erstaunlich gepflegte Dinners. Mehrere Restaurants haben Live-Musik, Country natürlich. Schlussendlich war ich richtig froh, dass ich heute nicht mehr weitergekommen bin. Die Topografie wird allerdings morgen und vor allem übermorgen nicht einfacher. Ich glaube, Colorado muss verdient werden.

Und übrigens: Der nostalgische Bahnhof mit den alten Zügen sind immer noch in Betrieb. Von Durango nach Silverstone, 100km in 5 Stunden, eine reine TouristenAttraktion.

So, 5.5.2019, Cortez, 195km. Wetter:Leicht bewölkt, 25-30°. Unterkunft: Motel Nations 9 Inn, sFr. 59.—.

Ich fuhr nacheinander durch Reservate der Navayo-, der Apache- und der Ute-Indianer über sehr langwelliges Land, wiederum durch 95% reine Wüste und erreichte Cortez erst gegen halb acht. Die, in der Karte eingezeichneten Orte sind kleine IndianerDörfer mit einer TankStelle, einem Laden, einem Restaurant und einer Laundry. Und es gibt nirgends Alkohol. In einem Ute-Dorf wurde allerdings ein Hotel, ein Restaurant und — ein Casino angeboten (wir sind nichtin Nevada!) und das Ganze sah recht ordentlich aus, mit vielen Autos darumherum.

In einem TankstellenShop neben meinem Motel kaufte ich neben viel Gatorade für morgen ein grosses Bud und ein HamburgerSandwich. Letzteres kochte ich in der Mikrowelle (gibt es in jedem Motel) auf und fand das Abendessen zwar etwas improvisiert, es war aber durchaus schmackhaft. So fand ich trotz später Ankunft noch Zeit für meine Einträge in die Homepage und danach widmete ich mich der Frage, wohin ich eigentlich morgen kommen werde. Ich hoffe auf eine Unterkunft deutlich unter 200km.

Sa, 4.5.2019, Kayenta, 163km. Page-NavayoCounty-Kayenta. Wetter: Wolkenlos, 20-25°. Unterkunft: Hotel Hampton, sFr230.—.

Über langwelliges Gelände fuhr ich wiederum durch grosse Einöden, durch Navayo County. Ein angepeiltes Motel existiert schon seit langem nicht mehr, so fuhr ich weiter bis Kayenta. Dass es dort ein HamptonHotel gab freute mich, als ich dann aber den Preis erfuhr relativierte sich meine Freude wieder dramatisch. Im hoteleigenen Restaurant kam ich neben ein älteres Ehepaar zu sitzen - aus Fehraltorf. Die Fettucini waren ausgezeichnet, das alkoholfreie Bier weniger (im Land der Navayo gibt es keinen Alkohol, hier, im Reservat, ist auch die Zeit gegenüber dem Rest von Arizona um eine Stunde verschoben). Na ja, ich bin ja flexibel. Morgen wird es schwierig. Mit allem Suchen fand ich die nächste Unterkunft erst in Cortez, nach über 190km. Hätte ich nicht meine RusslandErfahrung würde ich mich nie an solche Distanzen getrauen. Aber das Wetter ist wird schön bei 20-25°, ich finde optimale Bedingungen vor. Morgen versuche ich‘s also.

Heute habe ich den 2000-sten Kilometer durchfahren.

Fr, 3.5.2019, Page. Ruhetag. Wetter: Schön, 25°.

Ich war vor 30 Jahren schon in dieser Gegend (incl. BryceCanyon- und Zion-Nationalpark) und ich hatte mir fest vorgenommen, irgendwann eine SchiffFahrt auf dem LakePowell zu unternehmen.

Der Glenn-Canyon wurde in den 1960-er Jahren aufgestaut. 15 Jahre dauerte es bis der riesige See mit Wasser gefüllt war. Er hat eine Länge von 300km (Diagonale der Schweiz) und ist mit unzähligen SeitenCanyons so zerklüftet, dass sich eine Küstenlänge von sage und schreibe 3000km ergibt. Aber der See senkt sich ab, wegen schwacher Niederschläge und zu grosser WasserEntnahme. Es ist eigentlich ein Drama.

Ich musste wieder einmal feststellen, dass ich ohne Auto in Amerika nicht viel erreiche. Zum BootsHafen war es viel zu weit. Auf die SchiffFahrt musste ich somit verzichten. Aber dann buchte ich online einen Rundflug über das ganze Gebiet und habe damit viel mehr gesehen als vom Schiff aus. Auf meine Anfrage hin erlaubte mir der Kapitän, mich ins CockPit zu setzen. Und die Szenerie ist unbeschreiblich, grandios, umwerfend und noch sämtliche Superlativen mehr.

Ich habe seit Tagen keine Krämpfe mehr. Die Appetitlosigkeit ist verflogen. Ich bin gegenüber meinem Plan durch die beiden zwangsmässigen Nordumfahrungen allerdings fast 400 km mehr gefahren und dadurch 4 Tage im Rückstand. Ich muss mich wohl sputen.

Do, 2.5.2019, Page, 124km. Kanab-Grenze zu Arizona-Page. Wetter: Wolkenlos, 20°. Unterkunft: Hotel Clarion Inn, sFr 134.—

Es gab eine einfache Fahrt aus der wunderbaren BergRegion von Kanab heraus über langwelliges Land, wobei mir meine Uhr in Arizona wieder eine Stunde zurückgestellt !! wurde (komisch). Vor Page besuchte ich den imposanten Glen Canyon Dam und das entsprechende InformationsCenter. Gleich neben meinem Hotel war unter einem grossen Dach ein Barbecue-Event im Gang mit riesigen Smokern und einer Live-Country-Band. Es war genau mein Stil, wobei ich explizit nach dem kleinsten Menue nachfragte. Ein Pulled-Pork-Sandwich war gerade recht.

Mi, 1.5.2019, Kanab, 136 km. CedarCity-Pass(3012müM)-Kanab. Wetter: Wechselnd bewölkt, 0-10°. Unterkunft: Motel Aikens, sFr 142.—.

135 km mache ich heute locker, dachte ich, und genehmigte mir noch einige PanCakes zum Frühstück. Da meine Karte meist keine HöhenAngaben anzeigt, weiss ich im Normalfall nicht, welche Berge vor mir liegen. Gut eingepackt startete ich in den kalten SchneeMorgen. Schon bald machte mich aber ein Schild stutzig und und je weiter ich in eine tiefe Schlucht hineinfuhr umso weniger sah ich ein Ende des Aufstiegs. Und tatsächlich; er endete etwa  6 Stunden später auf sage und schreibe 3012müM! Kein Pass durch die viel höhere SierraNevada erreicht diese Höhe und nur auf meinen Reisen durch Mexiko (3200müM), Kirgistan/Pamir (3750müM) und Bolivien (4300müM) erreichte ich noch grössere Höhen. Oben angelangt fuhr ich über weite HochEbenen ohne weiteren Berge darumherum. Durch liebliche Täler, wunderbare Wälder und entlang mäandrierender Bäche erreichte ich nach einem weiteren Pass und einer SchussFahrt durch den trutzigen KanabCanyon Kanab. Die Stadt hat viele Unterkünfte, trotzdem war ich froh, überhaupt noch ein Zimmer zu kriegen. Kanab ist schon jetzt ausgebucht.

Eigentlich war das ja schon fast ein verrückter Tag. Da steige ich auf über 3000 müM an (zum Vergleich: Das Vrenelis Gärtli liegt auf 2900müM), hab keinerlei Krampf- oder andere Probleme und bin bis zuoberst in der wunderschönen, verschneiten Landschaft bester Laune. Na ja, vielleicht sahen das meine Beine etwas anders. Aber: Wenn das Herz lacht sollen die Beine nicht so blöd tun. (Die Reihenfolge der Bilder erfolgt automatisch)

Di, 30.4.2019, Cedar City, 158km. Caliente-Panaca-PanacaSummit (2050müM)-Grenze zu Utah-Modena-Newcastle-Cedar City. Wetter: Bedeckt, 5°-10°. Unterkunft: Hotel Ramadan, sFr 83.—.

Von Caliente bis Panaca folgte ich einer EisenbahnLinie durch ein Tal, das irgendwoher Wasser hatte. Dann aber wurde es wieder sehr eintönig und streng, denn auch heute musste ich wieder 1400 HM überwinden, zusammen mit fast 160 km gab das ein langer Tag, vor allem, da mir über die Grenze zu Utah die Uhr eine Stunde vorgestellt wurde. Auch heute fuhr ich grösstenteils durch einsame Wüste. An einigen Orten wurde grossflächig bewässert, damit etwas angepflanzt werden konnte. Dass es auch in der Wüste stark regnen kann erlebte ich erst im Hotel, als ein heftiges Gewitter mit grossem Getöse über den Ort hereinbrach. Und fast die ganze Nacht schneite es.

Mo, 29.4.2019, Caliente, 93km. Alamo-Wüste-Caliente. Wetter: Bewölkt, 10-15°. Unterkunft: ShadyMotel, sFr 72.—

Nachdem mir gestern Abend mein Appetit wieder einmal total gestreikt hatte versuchte ich es heute morgen. Zu mehr als einem Donought reichte es aber auch nicht. Ich wurde ab diesen Symptom wieder ziemlich unruhig, nahm darum noch 5dl ErdbeerMilch mit, die kann ich zumindest trinken. Ich fuhr wieder durch reine Wüste, heute allerdings über einen Pass, der mir 1000 HM abverlangte. Das erste Mal seit vielen Tagen war der Himmel bedeck und es war kühl, auf dem Pass regnete es sogar leicht.  Ich wäre gerne weitergefahren, aber für die nächsten 150 km gibt es keine Unterkunft. In einem Restaurant neben meinem Motel kriegte ich eine sensationelle Suppe und mein Appetit streikte nicht. Ich bin wieder beruhigt. Ich benutzte meinen Appetit und bestellte 2 Stunden später noch eine.

So, 28.4.2019, Alamo, 165km. LasVegas-Wüste-Alamo. Wetter: Schön, 30°. Unterkunft: Motel Alamo Inn, sFr 52.—.

Schon früh ass ich in einem McDonalds einige PanCakes mit Kaffee und fuhr dann durch immer leicht ansteigendes Gelände nach Alamo. Noch in der Stadt kreuzte ich zwei grosse Kanäle. Die sollten wohl Wasser von den nahen Bergen nach Vegas bringen — aber sie waren komplett leer. Etwas später kam ich an einem SolarKraftwerk vorbei mit sage und schreibe etwa 12 km2 KollektorenFläche (eine Dimension abgemessen, die andere geschätzt). Aber sonst gab‘s ausschliesslich Wüste. Knapp vor Alamo erschloss sich zu meiner Linken plötzlich ein See, mitten in der Wüste. Auch Alamo war erstaunlich grün.

Sa, 27.4.2019, LasVegas2, Ruhetag. Wetter: Schön, 30-35°.

Beim MorgenBuffet verkrümmten sich meine Finger noch nach allen Seiten, aber dann hörte der Spuk mit den Krämpfen auf. Ich marschierte 5 km den Strip hoch ins Zentrum, zur überdachten RummelStrasse ‚GoldenGate‘. Aber eben, es reicht wenn man einen solchen RiesenRummel alle 20 Jahre einmal sieht. Auch von meinem Casino mit all seinen Lokalen habe ich wohl nicht die Hälfte gesehen, aber das war schon mehr als genug. Der riesige Circus, Teil des Casinos, eine ungeheure Stahl/Glas-Konstruktion war allerdings sehr beeindruckend. Eine RiesenChilbi und da passt locker die gesamte WetzikerChilbi rein, inclusive Riesenrad. Ausserdem sind die Trassees von zwei gigantischen 8er-Bahnen ineinander verwoben. Aus diesem Grunde wimmelte es in diesem Hotel nur so von Kindern.

Bei meinem Ledersattel lösten sich nach 60‘000 km langsam die Nieten und zerreissen mir die Velohosen. Die Nieten konnte ich erfolgreich mit Isolierband abdecken und mit einem in der Stadt gekauften Nähset habe ich heute meine Velohosen genäht. Vielleicht hält‘s. Morgen geht‘s, hoffentlich krampflos wieder weiter.

Fr, 26.4.2019, LasVegas, 110km. Pahrump-Nichts-LasVegas. Wetter: Wolkenlos, 35°. Unterkunft: Hotel/Casino CircusCircus, sFr 260.—.

Während der Nacht hatte ich wiederholt starke KrampfAttacken und auch beim Aufstehen meldeten sich die Krämpfe wieder.  Da ich schon gestern fast nichts mehr essen mochte ass ich am frühen Morgen in einem McDonalds Pancakes, obwohl ich eigentlich überhaupt nichts mochte. AppetitLosigkeit pur und bei mir ein untrügliches Zeichen, dass ich endgültig einen Ruhetag brauche. Zuerst musste ich allerdings nach Vegas kommen und da lagen noch 100km ziemlich trostlose Wüste dazwischen mit, auf Sichtweite keinem einzigen Haus.

Ich fuhr ab dem ersten Meter strickte  900m und lief dann wieder 100m usw. Über meine PulsUhr stellte ich sicher, dass mein Puls die HöchstGrenze von 80 nie überschritt. Langsamkeit war angesagt. Ausserdem verordnete ich mir ein kontrolliertes TrinkManagement (ich trinke immer zu wenig und zu spät). Es gab dann zwar wieder einen Aufstieg von 1050m, aber der war ausserordentlich konstant bei etwa 3-4%. So gelang es mir, LasVegas zu erreichen ohne die geringsten KrampfProbleme.

In LV ein Zimmer zu kriegen war fast unmöglich. Es ist Freitag und zusammen mit dem morgigen Samstag ist LV schlicht platschvoll. Ausserdem soll heute irgendwo noch ein Grammy vergeben werden. Nach zwei Absagen und Zusatzfahrten durch die Stadt buchte ich über booking.com in einem ‚billigen‘ RiesenKasten am Strip. Amerika bringt mich zwar noch zu armen Tagen und mit dem Zelt (das ich nicht mitgenommen habe) könnte ich eigentlich überall in der Wüste campieren, das wäre viel billiger. Aber eben: Ab sofort werde ich nur noch auffuttern und ausschlafen in einem komfortablen Bett und mit der EssInfrastruktur eines verrückten Casinos.

Do, 25.4.2019, Pahrump, 93km per Velo, 49km mit PrivatAuto. StovePipeWells-FurnaceCreek-DeathValleyJunction-Pahrump. Wetter: Wolkenlos, 35°. Unterkunft: PahrumpNugget, sFr 160.—.

Das DeathYalley ist die trockenste und heisseste Gegend der USA. Es gibt nur verschiedene Arten von Wüste und SalzPfannen. Es liegt grösstenteils unter dem MeeresSpiegel und ist eine sehr urtümliche Landschaft.

Schon um 6Uhr lag die Temperatur bei 25°. Gerade richtig, um im relativ ebenen Gelände, immer natürlich unter dem MeeresSpiegel bis nach FurnaceCreek zu kommen. Ich füllte nochmals Flüssigkeiten nach und setzte zum 1000 m Aufstieg an. Allerdings, heute tat ich mich viel schwerer als gestern mit dem doppelten Aufstieg. Irgendwann merkte ich, dass ich zwar viel Flüssigkeit bei mir hatte, dass diese aber überhaupt nicht reichte. Mein Durst war unersättlich. Bei einem Parkplatz fragte ich einen Touristen um Wasser und der füllte mir die ganzen Saccochen. Ich sorgte mich langsam, ob ich zumindest bis nach DeathValleyJunktion kommen werde. Das tat ich dann zwar, nur da gibt es wie erwartet so gut wie nichts. Ich hielt einen SherifWagen an und und sagte dem Sherif, dass ich nicht mehr weiterkomme. Er versuchte ein Taxi zu organisieren, während ich in der Zwischenzeit einen Herrn anfragte, ob er mich mit seinem grossen Auto nach Pahrump fahren würde. Er sagte zu, ich bedankte mich beim Sherif, wir verluden Velo und Saccochen und so fuhren wir vor die CasinoHotels von Pahrump. Beim Austeigen war ich so verkrampft, dass ich mich wie ein verkrüppeltes HutzelMannli in alle Richtungen verwand, minutenlang. Der Fahrer wollte unter keinem Titel eine Bezahlung annehmen, wohl weil ich so freundlich zu seinen Hunden im Auto war. In einem CasinoHotel bekam ich ein Zimmer, aber nur für eine Nacht. Dabei wollte ich unbedingt eine Ruhetag einschalten. Das DeathValley hat mich sehr gefordert. Na ja, dann fahre ich halt morgen noch nach LasVegas. Wird schon gehen. Der Nacht sehe ich allerdings mit Unbehagen entgegen, die Krämpfe werden wohl weitergehen.

Mi, 24.4.3029, StovePipeWells, 134km. LonePine-Eintritt in den DeathValleyNationalPark-PanamintSprings-PanamintSummit (1500müM)-StovePipeWells. Wetter: Wolkenlos, über 35°, auch nach 18Uhr. Unterkunft: StovePipeWellsVillage, sFr 210.—.

Um halb sechs, noch bei fast völliger Dunkelheit startete ich, denn vom heutigen Tag hatte ich einigen Respekt. Im Halbdunkeln führte mich mein Navi 5km durch eine Sandpiste. Den grossen OwensLake danach gibt es gar nicht mehr. Alles Wasser wird über einen grossen Kanal nach LosAngeles abgezweigt. Danach wurde es allerdings streng. Der erste Pass erforderte zwar nur 400 HM Aufstieg. Danach gab’s eine Abfahrt von 1100 HM in den westlichen Teil des DeathValley auf etwa 300müM. Es wurde heiss und ich realisierte, dass zwischen PanamintSpringes und StovePipeWells noch ein ‚kleiner Hügel‘ lag (sieht man auf der Karte nicht einmal andeutungsweise). Aufstieg also wieder auf 1500müM mit kilometerlangem, krampfbedingtem Velostossen und dann die ultimative Abfahrt über mehr als 1500 HM auf etwa 20m unter den MeeresSpiegel. Kumuliert ergab das per VeloApp etwa 2000m Aufstiege und über 3000m Abfahrten. In StovePipeWells checkte ich einem Motel ein. Über den Preis eines Zimmers (das billigste) war ich keineswegs erstaunt, die können an diesen völlig gottverlassenen Ort so ziemlich alles verlangen — vor allem von einen nudelfertigen Velofahrer, der nicht einmal eine Reservation hatte.

Heute habe ich den 1000-sten Kilometer durchfahren.

Di, 23.4.2019, LonePine, 96km. Bishop-Independence-LonePine. Wetter: Wolkenlos, 25-30°. Unterkunft: Hotel Dow, sFr 126.—.

Manche Tage sind sehr anstrengend, wie der 2600m Aufstieg zum EchoSummit vor einigen Tagen. Und dann gibt es Tage wie heute: Da fahre ich 100km und verliere lediglich 100 HM und das völlig gleichmässig durch eine einzige Ebene, mit einem Gefälle von 1 Promille somit. Ausserdem blies mir konstant ein Wind von 30km/h in den Rücken. Trotzdem ich heute erst um 7 Uhr abgefahren war kam ich schon um 11 30 in LonePine an. Da sich jedoch die nächste einigermassen gesicherte Unterkunft erst in 80 km befindet blieb ich hier.

Mo, 22.4.2019, Bishop, 107km. LeeVining-DeadmanSummit(2450müM)-TomsPlace-Bishop. Wetter: Fast wolkenlos, minus 5 bis 25°. Unterkunft: Hotel Cielo, sFr 115.—.

Am Morgen startete ich schon wie die letzten Tage um 6 Uhr und dann ist es empfindlich kalt, heute morgen minus 5°. Da heisst es alles anziehen incl. DoppelHandschuhe. Trotzdem musste ich immer wieder anhalten um die Arme zu schwingen und mit Umhergehen die Zehen zu wärmen.

Ich fahre wohl durch eine der schönsten überhaupt vorstellbaren Landschaften. In den Ebenen reine Büschelwüste, an den Bergflanken sensationelle PinienWälder und dahinter die immer noch im Schnee liegende Sierra Nevada mit ihren 4000-ern. Manchmal konnte ich mich fast nicht sattsehen. Dabei habe ich neben einer überbreiten Strasse mit wenig Verkehr einen Pannenstreifen von 3.5m für mich alleine, sicherer geht nicht. Ich bewege mich immer zwischen 2000 und 2500müM, weshalb die flachen Pässe keine grossen Hindernisse darstellen. Landwirtschaft gibt es seit Tagen keine mehr. Nach einer Schussfahrt  von 900 HM befinde ich mich hier in Bishop noch auf 1300müM und checkte in einem Hotel ein, das seinen Preis wert ist — und daneben hat es ein Sushi-Restaurant.

Durch den grossen Umweg nördlich rund um die SierraNevada, dh auch rund um den YosemitePark fuhr ich etwa 200km über Plan und verlor 3Tage. Ein Ruhetag wäre angebracht. Da ich aber die letzten 3Tage immer früh in einer Unterkunft war kriegte ich genug Schlaf und werde morgen weiterfahren Richtung LasVegas. Übrigens: Wenn ich meinen Bericht, auf dem Hotelbett liegend, in das Handy tippe läuft auf meinem iPhone Radio Tell und ich bin nach einem so wunderschönen Tag nur noch unendlich zufrieden.

So, 21.4.2019, LeeVining, 93km. Walker-DevilsGate(2300müM)-Bridgeport-ConwaySummit(2480müM)-MonoLake, LeeVining. Wetter: Leicht bewölkt, 15°. Unterkunft: Murpheys Motel, sFr 70.—.

Wunderbare Fahrt durch Canyons, über den DevillsGate, durch grosse flach abfallende Hochebenen, dann wieder stark ansteigend über den ConwaySummit, meist durch wüstenähnliche Vegetation (BüschelWüste) bis zum MonoLake. Der MonoLake ist ein grosser, abflussloser, dadurch sehr salzhaltiger See und geologisch sehr speziell. Die bizzaren, aus dem See aufsteigenden TuffGebirge kann man aber nur ab Juni besichtigen. Schade, ich hätte noch Zeit gehabt. Übrigens: Alle durch den Yosemite-Park führenden Pässe waren von dieser Seite als ‚geschlossen‘ markiert, mein grosser Umweg war also unumgänglich.

Sa, 20.4.2019, Walker, 100km. Lake Tahoe-Gardnerville-Topaz-Walker. Wetter: Bewölkt, 20°. Unterkunft: Motel Andruss, sFr 77.—

Wäre ich gestern 10 km weitergefahren, wäre ich in das imposante TouristenZentrum von Lake Tahoe gekommen. Links der See, rechts das SkiResort und dazwischen riesige Hotels mit Casinos. Eben, zwischen gestern und heute lag noch eine Grenze. Gestern noch California, heute morgen Nevada ‚The Gambling State’.

Ich stieg dann 500 m über einen Pass und danach gab’s eine Schussfahrt von 900 HM. Ich befand mich noch immer in Nevada. Erst am Lake Topaz konnte ich nach einer Lebensmittel-Inspektion  wieder die Grenze zu Californien überfahren. In Walker hat es tatsächlich vier Motels aber gerade ein einziges Restaurant und einen TanteEmmaLaden. Aber mein Zimmer ist doppelt so gross zum halben Preis von gestern. Und ich genoss meine frühe Ankunft und mein SpareRipps in Ruhe mit einem Glas Merlot,  ja gut, es waren dann zwei.

Fr, 19.4.2019, South Lake Tahoe, 104km. Placerville-EchoSummit (2200müM)-Lake Tahoe. Wetter: Schön, 25°, Passhöhe 15°. Unterkunft: Motel , sFr165.—!!

Auf Nebenstrassen fuhr ich über einen Pass durch eine wunderschöne Landschaft, durch grosse Kulturen von Reben, Apfelbäumen und — Christbäumen. Danach durch sehr imposante PinienWälder. Die mächtigen Bäume lassen nur sehr wenig Licht auf den Boden, weshalb es praktisch kein Unterholz gibt. Dass zwischen diesen Bäumen Tausende von Leuten ihre einfachen Holzhäuser bauten ist für mich nur schwer verständlich, denn auch die Häuser sehen kaum je einen Sonnenstrahl.

Nach diesem ‚VorPass‘ ging’s wieder weit hinunter bevor das lange Steigen begann. Und das hatte es dann in sich. Es hörte nicht mehr auf und viele Male musste ich ausstellen und etwas herumgehen. Aber irgendwann erreichte ich den EchoSummit mit 2750 kumulierten HöhenMeter. Aber bei der Runterfahrt geriet ich zum VerkehrsHindernis. Die Strasse war komplett in den Fels geschlagen und hinter der etwa einen Meter hohen Mauer ging’s fast senkrecht hinunter. Diese Mauer muss ich nur touchieren und ich fliege hochkannt darüber. Ich fuhr also zwei Meter in der Strasse, mit dem Effekt, dass sich hinter mir grosse Autoschlangen bildeten. Zum Glück gab es immer wieder Ausweichstellen, wo ich die Schlange wieder vorbeilassen konnte.

Mit South Lake Tahou (der See ist riesengross auf einer Höhe von etwa 1900 müM) erwartete ich einen respektablen TouristenOrt. Weit gefehlt, ein Dorf kann man inmitten all der Pinien gar nicht ausmachen. Beim ersten Motel checkte ich trotz des horrenden Preises ein, ich war viel zu müde um noch zu feilschen.

Do, 18.4.2019, Placerville, 55 km. Jackson-SutterCreek-Plymouth-ElDorado-Placerville. Wetter: Schön, 25°. Unterkunft: Historical CaryHouse-Hotel, sFr 115.—

Ich bezweifelte schon beim Start kurz nach sechs, ob ich mein heutiges Ziel erreichen würde. Als ich dann aber schon nach 55 km in Placerville nach einer sehr anstrengende HügelLandschaft mit vielen ‚VeloStossStrecken’ mehr als 1000 kumulierte Höhenmeter absolviert hatte entschloss ich mich, hier einen halben Ruhetag einzuschalten.

Nach Lake Tahoe wären es nochmals fast 100 km gewesen, allerdings über einen Pass auf knapp 2300 müM (mit Start auf 550müM), so etwa wie ab Flüelen über Göschenen, Andermatt, Gotthard Passhöhe bis nach Airolo, nur dass der Gotthard noch 200m tiefer liegt. Das schaffe ich nicht in einem halben Tag.

PlazerVille ist für amerikanische Verhältnisse ein geradezu kompaktes und sehr ansprechendes Dorf/Stadt und mein Hotel stammt wohl noch aus der GoldgräberZeit zu Sutters Zeiten. A propos Sutter: Der Name ist in dieser Gegend omnipräsent: SutterStreet, SutterPlaza, SutterCreek usw. Auf Sutters Land wurde erstmals Gold in Californien gefunden und dies hat den gigantischen GoldRush im 19.Jahrhundert ausgelöst. Sutter war kein Appenzeller, sondern Basler und profitierte kaum vom vielen Gold, er verarmte völlig.

Mi, 17.4.2019, Jackson, 115 km. Modesto-Escalon-Belota-ValleySprings-Jackson. Wetter: Schön, 25°. Unterkunft:Jackson Lodge, sFr 82.—

Die ganze SierraNevada befindet sich noch immer in Wintersperre und das auf eine Länge von etwa 500 km. Aber eben, wären die Alpen nicht untertunnelt hätte Europa das gleiche Problem, auch die AlpenPässe werden erst Ende May freigeschaufelt. Statt auf direktem Weg von Modesto nach Bishop zu gelangen umfahre ich das hohe Gebirge nach Norden und verliere dabei mindestens zwei Tage, mit der südlichen Umfahrung über Bakersfield verlöre ich sicher vier Tage. Trotzdem schade, denn ich verpasse mit der Umfahrung nicht nur den Yosemite- sondern auch den Seguoia-NationalPark. Dafür habe ich mehrere Tage mit sehr schönem und warmem Wetter vor mir mit bis zu 30°.

Die grossen MandelPlantagen wechselten sich ab mit HaselnussKulturen, grossen Reb“Bergen“ und quadratkilometer grossen RinderWeiden (keine Kühe). Anfänglich war das Gelände flach, wurde hügeliger und danach noch ausgesprochen wild. Ich fuhr bis jetzt ausschliesslich nach Navi im VeloModus. Dadurch folge ich entweder grösseren Strasse, die aber meist mit einem bezeichneten VeloStreifen (nicht immer) versehen sind oder auf NebenStrassen mit wenig bis sehr wenig Verkehr.

Aber dann wurde ich in eine sehr schmale, sehr schlechte und sehr steile 3m-Strasse geführt und ich wurde sehr unsicher. Ich überwand mich aber und fuhr runter. Nach etwa 150 HM gab‘s einen PickUp neben dem Weg, also dürfte der Weg wohl irgendwo hinführen. Nach weiteren 100HM landete ich an einem tiefen Canyon und noch tiefer unter mir lag ein geradezu gespenstischer See, es war eines der vielen gestauten WasserReservoirs, das ComancheWater Reservoir, in dieser Gegend, denn alle beschriebenen Kulturen  und Plantagen sind computergesteuert per MinimalBewässerung bewässert. Nach einigen Kilometern fantastischer Fahrt entlang dem See musste ich über eine Brücke und nahm die Gelegenheit wahr mit den dortigen Fischern einen Schwatz zu halten. Schwierig wurde es allerdings danach. Ich stosste das Velo die 250HM wieder aus der Schlucht heraus, sehr anstrengend zwar aber alles war schon fast ein Abenteuer.

In Jackson erhielt ich erst bei der dritten Unterkunft ein Bett, im kleinen InnenDorf ein Bier, etwas Wein und Fettucini, sehr gut. Morgen wird‘s allerdings anstrengend, sehr anstrengend.

Di, 16.4.2019, Modesto, 131 km. Concord-Clayton-Byron-Tracy-Modesto. Wetter: Leicht bewölkt, 20°. Unterkunft: Motel BestWestern (eine Kopie des Orginals), sFr 130.—.

Als ich einmal dem urbanen Concord entflohen war fuhr ich durch eine ausgesprochen liebliche HügelLandschaft und entlang von malerischen BachTälern. Danach durch sehr fruchtbare Ebenen mit riesigen MandelKulturen (Kalifornien produziert weltweit an meisten Mandeln), durch grosse pflückbereite ErdbeerenKulturen, aber auch durch fast schon Hektaren grosse ViehLaufStälle (da lobe ich mir die schweizerische TierHaltung).

In Modesto stieg ich schon um 15 Uhr in einem einfachen Motel, mit einem nicht so einfachen Preis allerdings, ab. In einem BookStore kaufte ich einen Führer durch den Yosemity-NationalPark. Was ich schon definitiv wusste fand ich im Führer bestätigt: Ich kann den riesigen NationalPark nicht durchfahren, denn die Übergänge sind noch bis Mitte May wegen Schnee geschlossen. Damit habe ich ein Problem: Ich muss den Park grossräumig umfahren. Ich werde morgen früh um 6 Uhr beim MorgenEssen (inbegriffen!) definitiv entscheiden.

Mo, 15.4.2019, Concord, 49km. Wetter: Morgen leicht bewölkt, 15°, Nachmittag Regen, 10°. Unterkunft: Hotel Studio6, sFr 125.—

Das Frühstück heute Morgen war nicht im Zimmerpreis inbegriffen und kostete 70 $! Ich muss mich wohl von meinen russischen PreisRelationen verabschieden. Aber eben, ich befinde mich ja auch in einer der teuersten Städte der USA. Schon früh machte ich mich zu Fuss auf eine Erkundungstour zum Fährhafen nach Oakland, denn ich ging davon aus, dass die BayBridge für Velos unpassierbar ist, und kaufte mir ein FährTicket. Danach unternahm ich eine StadtRundfahrt von 2 Stunden und fuhr um drei Uhr mit der Fähre in 30 Minuten nach Oakland. Von SanFrancisco habe ich nicht sehr viel gesehen, nachdem ich allerdings im Zentrum kein Zimmer unter 450$ kriegte zog ich es vor weiterzufahren. 

Durch eine sehr hügelige Landschaft mit sehr steilen Aufstiegen fuhr ich bei leichtem Regen nach Osten, wobei die ebenfalls sehr steilen Abfahrten durch den Regen derart glitschig waren, dass ich mich nicht getraute mehr als 20 km/h zu fahren. In Concord machte ich 10 km Umweg zu einem akzeptablen Hotel. Dadurch erreichte ich dieses auch heute erst bei Dunkelheit.

So, 14.4.2019, Flug Kloten-San Francisco. Hotel Nikko, sFr 180.—.

Nach einem verspäteten 12-Stunden-Flug, einem stundenlangen ZollProzedere (350-PersonenFlieger) und einer sehr windigen 30km-Fahrt auf dem Velo erreichte ich das Zentrum von San Francisco erst nach 8 Uhr, also bei Dunkelheit. In einem grossen Hotel checkte ich ein, allerdings nur für eine Nacht, denn die folgende hätte das 2 1/2 -fache gekostet. In einem irischen Pub gab‘s Fish snd Chips und ein grossen Bier. Da im Hotel WiFi separat bezahlt werden musste verzichtete ich darauf, meinen Bericht auf‘s Netz zu stellen.

Mo, 8.4.2019, ReiseVorbereitungen. Am Sonntag, 14.April 2019 fliege ich nach SanFranzisco und fahre danach durch die USA nach NewYork resp. Boston. Vor allem im Westen fahre ich nach Möglichkeit durch die folgenden NationalParks (NP): Yosemite NP, Sequoia NP, DeathValley NP, Zion NP, BriceCanyon NP, LakePowel, MonumentValley und eventuell noch andere. Die ganze Strecke beträgt ca. 6000 km und ich gedenke am 14. Juni wieder heimzufliegen.